Für die nächsten 4-5 Tage ist im Paradies Starkwind aus SO angesagt – Böen bis 35 kn. Winddreher werden glücklicherweise nicht erwartet.
Der YouTube-Film zum Blogbeitrag: https://youtu.be/okexUa-EnXM
Vorderdeck
Selten ist es so windstill, dass wir gerne auf dem Vorderdeck sitzen. Am ersten Abend im Atoll Tahanea ist solch ein Tag, es ist absolute Flaute. Das Wasser ist glasklar und wir können bis zum Meeresgrund sehen. Die Sonne geht spektakulär unter und wir genießen in dieser ganz besonderen Atmosphäre einen erfrischenden Gin Tonic.
Kokosnusskrabbe
Der Palmendieb, im angelsächsischen Sprachraum Coconut Crab genannt, ist in der Lage, auf Palmen zu klettern und Kokosnüsse zu ernten. Diese öffnet es dann am Boden, um deren Inhalt zu verzehren. Die Coconut Crab ist das größte an Land lebende Krebstier der Erde. Das Atoll Tahanea ist eigentlich unbewohnt. Nur Nico wohnt hier und bekommt ab und an Besuch vom bewohnten Nachbaratoll. Nico geht nachts mit uns auf Krabbenjagd. Nico weiß genau, wo sie zu finden sind.
Zum Dank laden wir Nico zum Bier ein. Die Kommunikation ist ziemlich mühsam, da keiner von uns Französisch kann. Mit zwei Krabben kehren wir auf unsere Boote zurück und verabreden uns für den kommenden Tag, um gemeinsam ein ausgiebiges Sonntagmittag-Mahl zuzubereiten.
35 kn
Für die nächsten 4-5 Tage ist im Paradies Starkwind aus SO angesagt – Böen bis 35 kn. Winddreher werden glücklicherweise nicht erwartet. Im Südseeatoll Tahanea gibt es nur wenige große Motu, die Schutz vor diesen Winden bieten. Eins liegt im SO. In die Mitte des Motu, da wo die Palmen am höchsten sind, verlegen wir MariaNoa und bringen in Lee der Insel den Anker so dicht am Strand aus, wie wir es vertreten können.
Hier gibt es auch keine Korallenköpfe, sodass wir bei 3 ½ m Wassertiefe 37 m Kette inkl. Hahnepott ohne Floaties ausbringen können. Vor unserem Hauptanker einem Rocna 33, der uns noch nie im Stich gelassen hat, bringen wir einen Zweitanker aus – für den Fall, dass der Rocna im Korallensand doch nicht halten sollte.
Motus
Motus nennt man die Riffinseln eines Atolls, die nur in tropischen Gewässern vorkommen. Der Begriff ist auf Polynesien und Melanesien beschränkt.
Die Entstehung der Motus ist eng mit der Entstehung der Atolle verbunden, über die sich Charles Darwin bereits im 19. Jahrhundert Gedanken machte. Während seines Aufenthaltes 1836 auf der Insel Tahiti erstieg er die hinter der Stadt Papeete gelegene Anhöhe, die einen überwältigenden Anblick auf Moorea gewährt. Dort fiel ihm die Form der Insel mit der vulkanischen Zentralinsel und dem umgebenden Saumriff auf und er überlegte, wie diese charakteristische Form, wohl zustande käme. In seinem 1842 erstmals erschienenen Buch: „Struktur und Verbreitung von Korallenriffen“, entwickelte er die Theorie, dass Atolle aus Saumriffen entstehen, die auf den Flanken einer zentralen Vulkaninsel wachsen. Im Laufe der Zeit schwindet die Insel durch Erosion und/oder Absinken des Meeresbodens oder Ansteigen des Meeresspiegels, gleichzeitig wächst das Korallenriff weiter nach oben.
Der globale Klimawandel mit einem zu erwartenden Anstieg des Meeresspiegels sowie einer Zunahme in der Stärke und Häufigkeit von Stürmen werden künftig eine Bedrohung für den Bestand der niedrigen Motus darstellen. Intakte Atollinseln können jedoch vertikal mit einer Geschwindigkeit anwachsen, die in etwa dem Anstieg des Meeresspiegels entspricht.
Wir umrunden ein Nachbarmotu. Es ist eher klein dafür aber in Großteilen ausgesprochen unwegsam. Wir stolpern über große Flächen aus Korallenbruch. Ist der Bruch vergleichsweise kleinteilig, lässt es sich noch gut laufen. Ist der Bruch aber gröber, ist ein Fortkommen eher beschwerlich. Im Zentrum wachsen Kokosnusspalmen. Tausende Kokosnüsse liegen am Boden, die alle in den letzten Monaten herabgefallen sind. Die Gefahr eine herabfallende Kokosnuss auf den Kopf zu bekommen, ist daher realistisch.
Als Segler lebt man an der frischen Luft. Nicht nur beim Segeln, sondern eigentlich immer. So ist es, wenn wir auf Heimurlaub sind, ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, wenn wir uns in geschlossenen und ggf. beheizten Räumen aufhalten müssen. Wir sind ständig unterwegs, gehen spazieren, schnorcheln, tauchen. So umrunden wir heute das vor uns liegende Motu. Es ist eins der größeren hier, sodass unser Ausflug mindestens eine Stunde dauert. In Luv brandet das Meer mächtig gegen das Außenriff, in Lee liegen wir umso geschützter.
Korallen
Schnorcheln in den Atollen ist wirklich faszinierend und komfortabel zugleich. Entlang dem Strand direkt vor MariaNoa erstrecken sich im Knie tiefen Wasser Korallenbänke, die zunächst, wenn man mit dem Dingy anlanden will, eigentlich nur im Wege sind. Ab und an sind sie von Durchfahrten unterbrochen, die ein Anlanden sporadisch doch möglich machen. Wegen des ständigen Frischwassers, welches besonders jetzt bei Starkwind hier über die Riffkante ins Atoll strömt, sind die Korallen kraftvoll und bunt. Viele bunte Einzelfische, Gruppen und Schwärme leben hier. Auch ein Schwarzspitzenriffhai zieht vorbei. Die Sonne schillert knapp unter der Wasseroberfläche stark und taucht Fauna und Flora in ein helles Licht. Wir besitzen nur ein altes Bestimmungsbuch aus dem Roten Meer. Dennoch hilft es Papageien-, Doktor-, Soldaten-, Flöten-, Trompeten- und viele andere Fische zu erkennen.
Überall gibt es in Atollen, die ja reine Korallengebilde sind, die wunderschönsten Korallen. Durch das frisch hereinströmende Meerwasser, wird kräftig Plankton herangespült, das die Korallen in einer seltenen Vielfalt wachsen lässt. Korallen gibt es eigentlich überall. In den Passagen, in denen wir in die Atolle hinein- und wieder hinausfahren, ist der Boden mehr oder weniger flächendeckend mit bunten Korallen bedeckt. Auf dem Sandboden in den Ankerplätzen bilden sich lose verteilt die berüchtigten Boomies also Korallenköpfe, die diversen kleineren Fischen Heimat bieten. Selbst am Strand im Knietiefen Wasser gibt es die herrlichsten Korallenformationen.