La Palma

La Isla Bonita

Brigitta´s erste Nachtfahrterfahrung

Bevor es auf den etwas längeren Törn zu den Kap Verden geht, der sicherlich 4-5 Tage dauern wird, habe ich Hannes gebeten, dass wir vorher eine Nachtfahrt irgendwo auf den Kanaren einplanen. Da mir diese Erfahrung völlig fehlt, möchte ich mich schon ein wenig auf mehrere anstehende Nachtörns vorbereiten und ein Gefühl dafür entwickeln, was mich in etwa erwartet. Für die 85 Meilen von San Miguel/Teneriffa nach Tazacorte/La Palma veranschlagen wir bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 5 KN. eine Fahrzeit von 17 Stunden bis wir den Zielhafen erreicht haben. Dieser Abschnitt eignet sich also optimal für eine Nachtfahrt.

Nachmittags um 17:00 Uhr verlassen wir den Hafen San Miguel um noch etwas Tageslicht mitzunehmen. Bis kurz vor La Gomera haben wir mal wieder sehr wenig Wind, so dass wir motoren müssen. Kurz bevor die Sonne untergeht, kommt endlich genügend Wind auf und die Segel können gesetzt werden. Nun machen wir in entspannter Ruhe, ohne die Motorgeräusche, gut Fahrt und fahren in die Nacht hinein an La Gomera vorbei. Da wir in Richtung untergehende Sonne unterwegs sind, bleibt lange ein heller Streifen des Himmels zu sehen, aber plötzlich ist das letzte Licht auch verschwunden und es ist richtig dunkel. Der Mond ist weit und breit nicht zu sehen. In der Entfernung sind ein paar Lichter von Ortschaften auf La Gomera zu sehen und irgendwie habe ich das Gefühl, wir steuern genau darauf und demnach auf Land zu. Die Instrumente, der Plotter, zeigen aber genügend Abstand zur Insel an. „Na hoffentlich, funktionieren die auch richtig“ geht mir so durch den Kopf. „Tagsüber hat es bis jetzt immer funktioniert, warum sollte es nachts anders sein“ sagt mir mein Verstand. Sich einfach nur auf die Instrumente zu verlassen und regelmäßig in die Dunkelheit rauszugucken, ob mit dem bloßen Auge Lichter zu erkennen sind, die auf Boote ohne AIS hindeuten, ist nachts schon eine Herausforderung. Abwechselnd legen wir uns ein wenig hin, wobei ich im Schnitt zu etwas mehr Schlaf als Hannes komme. Eine feste Einteilung, wer wann welche Wache hat, haben wir noch nicht gemacht. Die meiste Zeit sitzt einer von uns am Ruder und schaut in die Dunkelheit hinaus. Da müssen wir auch noch etwas entspannter werden. Ein Rundblick alle 20 Minuten und den Plotter im Blick sollten auch völlig ausreichen.

Gleich ist die Sonne weg

In den frühen Morgenstunden erreichen wir die Südspitze von La Palma und können das Leuchtfeuer von Fuencaliente sehen. Eigentlich sind es zwei Leuchttürme, nur der neue sendet Lichtsignale aus. Der alte Leuchtturm beherbergt jetzt ein Museum. In einigen Tagen werden wir mit einem Auto hierherfahren und uns die Leuchttürme bei Tage und die daneben befindliche Saline ansehen. Ein Ausflug, der wegen der malerischen Lage, der zwei Leuchttürme und den Salzhügeln der Saline wirklich lohnenswert ist. Langsam geht die Sonne auf und wir kommen in die Landabdeckung von La Palma, der Wind nimmt ab, die Segel gehen runter und der Motor wird für die restliche Strecke angeworfen.

Gegen 10:00 Uhr erreichen wir etwas müde und kaputt die Bucht vor Tazacorte. Die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz zieht sich ein wenig hin. Bei Navily, einer App mit Hinweisen zu Häfen und Ankerbuchten, ist die Rede von einem felsigen Untergrund aber wir suchen eine Stelle mit sandigem Grund. Irgendwo soll auch noch ein Wrack in der Bucht liegen, das muss auch noch im Auge behalten werden. Das Wasser ist recht trübe, daher ist nicht ganz klar wo eine gute Stelle ist. Zur Hilfe kommt uns die SY Maratimi, die wir bereits aus Valle Gran Rey kennen und die hier schon eine Weile ankert, mit dem Tipp genau hinter Ihnen den Anker fallen zu lassen. Hannes wirft sich schnell in seine Badesachen und schnorchelt den Anker ab. Alles OK, wir können uns entspannen! Endlich angekommen und erstmal etwas erholen ist für diesen Tag die Devise.

Gleich ist es geschafft...wir sind in Anfahrt auf Tazacorte

Tazacorte Bay

Herrlich, endlich mal wieder schön ankern. In dieser Bucht lässt es sich wunderbar aushalten. Kaum Schwell und nur wenig Wind. Wir gehen viel Schwimmen und ich hole das SUP raus und schaffe es endlich mal, etwas länger in aufrechter Position durch die Bucht zu paddeln, bevor ich wieder ins Wasser falle. Irgendwann schaffe ich es bestimmt, mich ganz souverän auf dem SUP zu halten. In der Marina ist es drückend heiß und wir sind froh, hier draußen in der luftigen Bucht zu sein. Leider ändert sich dieser schöne Zustand nach etwa einer Woche. Der Schwell nimmt immer mehr zu und der Wind frischt immer mehr auf. Die Marina macht den Eindruck, dass sie schon ziemlich voll ist und ein Katamaran benötigt immerhin zwei neben einander liegende Liegeplätze. Wir entdecken einen Platz, der für uns ausreichen würde und stürmen gleich früh morgens ins Marinabüro. Nach einigem Zögern dürfen wir den Platz erstmal für eine Nacht belegen. Für die nächsten Tage haben sich noch andere Schiffe angesagt und wir bekommen daher keine Garantie, wie lange wir bleiben können. So hangeln wir uns von Tag zu Tag durch und bringen es bis zu unserer Weiterfahrt auf insgesamt 6 Nächte in der Marina.

Poris de Candelaria, das Piratennest und Roque de los Muchachos, E.T. lässt grüßen.

Unterschiedlicher geht es bald gar nicht an einem Tag

Nachdem wir in die Marina umgezogen sind, mieten wir uns ein Auto. Wir sind schon ganz neugierig, was die Isla Bonita alles zu bieten hat und vor allem was zu entdecken ist. Um nach Poris de Candelaria zu gelangen, schlängelt sich die Straße erstmal ganz gut nach unten, das letzte Stück gehen wir zu Fuß um die Bucht, die fast wie eine Grotte anmutet, zu erreichen. Rund um den Innenbereich der Bucht, sind einige Häuser in den Fels gebaut und eine runde Öffnung gibt den Blick zum Meer frei. Der Legende nach sollen hier früher Piraten und Schmuggler gehaust haben, was man sich durchaus gut vorstellen kann. Nun werden die Häuser hauptsächlich von Einheimischen als Wochenend-Wohnung genutzt. Viel Privatsphäre dürfte bei den diversen Besuchern allerdings nicht vorhanden sein.

Unsere nächste Station führt uns quasi von ganz unten, ganz in die Höhe. Wir wollen zum Roque de los Muchachos, dem höchsten Punkt auf La Palma. Kurz vor dem Gipfel kommt man plötzlich durch ein Gebiet mit diversen großen Teleskopen, welches sehr futuristisch anmutet. Hierbei handelt es sich um das Observatorium Roque de Los Muchachos, einer der besten astrophysischen Anlagen der Welt. Ein Stückchen weiter sind wir bereits am Aussichtspunkt Mirador del Roque de los Muchachos auf dem Gipfel der Insel la Palma.

ein Teleskop neben dem nächsten
Dieses Radio-Telescope mutet sehr futuristisch an
Der Blick runter vom Roque de los muchachos
Der Weg entlang des Kraterrandes

Faro de Fuencaliente, Salinen und Santa Cruz

Jetzt wollen wir uns doch mal das Leuchtfeuer von Land aus ansehen, dass uns auf der Herfahrt bereits auf La Palma begrüßt hat. Das Auto lassen wir bereits etwas oberhalb der Küste stehen, um den restlichen Weg durch die bizarre Lavalandschaft zu den beiden Leuchttürmen runterzuwandern. Gleich neben den Türmen befindet sich die Saline de Fuencaliente. Überall türmen sich Salzhügel in den Salinen-Becken auf und geben zusammen mit den Leuchttürmen wunderbare Fotomotive ab.

Ein Besuch in der Inselhauptstadt Santa Cruz darf natürlich nicht fehlen und wird als nächstes Ziel angesteuert. Auf einem großen Parkplatz neben der Marina können wir das Auto lassen und inspizieren gleich die Marina. Wo Tazacorte bald aus allen Nähten platzt, ist hier fast gähnende Leere. Rund um die Marina ist auch eher eine sehr kühle Atmosphäre. Im Gegensatz zur Marina, sind wir von der Altstadt sehr angetan. Vom Parkplatz aus kommend steuert Hannes gleich auf einen gläsernen Fahrstuhl zu, in Erwartung oben auf die Altstadt zu treffen. Während Hannes den Ausblick genießt, bin ich damit beschäftigt, auf meinem Handy den richtigen Weg zu finden. Schon sind wir oben und ich habe die Aussicht verpasst. Naja, selbst schuld! Zu Fuß geht´s nun doch wieder runter und wir treffen auf die Einkaufsmeile von Santa Cruz, welche gar nicht so anmutet, da hier gänzlich die Außenwerbung bei den Geschäften fehlt. Hannes, als Architekt!, ist das natürlich gleich aufgefallen. Etwas weiter an der Uferstraßen kommt ein Häuser-Abschnitt mit den typischen Kanarischen Holzbalkonen, die wunderschön bepflanzt sind und mit ihrer üppigen Blumenpracht faszinieren. Darunter befinden sich diverse Lokale, die alle sehr einladend auf uns wirken. Vielleicht hätten wir doch ein oder zwei Nächte hier mit MariaNoa Station in der Marina machen sollen. Ein leckeres Eis mit Sahne! muss ich mir dann aber doch hier gönnen.

Barranco de las Angustias

Zum Abschluß unserer dreitägigen Autotour nehmen wir uns ein Ziel ganz in der Nähe von Tazacorte vor. Es ist immer noch sehr heiß und wir haben keine Lust auf eine sehr lange Wandertour, daher gehen wir nur einen kleinen Teil der Schlucht de las Angustias. Trotzdem sind wir sicherlich so 1,5 bis 2 Stunden in dem trockenen Flusstal unterwegs. Irgendwann treffen wir auch auf einen Bach, der immer breiter aber nicht besonders tief wird. Das Ende des Wanderweges führt dann irgendwann zu einem Wasserfall, zu dem auf ein Shuttelservice fährt, so dass man die Strecke nur einmal zurücklegen muss. Andere Wanderer, die uns von da entgegenkommen, sind allerdings bereits seit mehreren Stunden unterwegs.

Der schlummernde Vulkan im Cumbre Vieja

Dem Ausbruch am 19.09. auf La Palma entkommen wir knapp, da wir bereits am Mittwoch davor weiter nach El Hierro ziehen. Während wir noch auf der Insel sind, wird in den Medien bereits von diversen Erdbeben und über die Anhebung des Bodes berichtet. Bei unseren Landgängen und Ausflügen spüren wir allerdings nichts davon.

Als wir am Sonntag mit dem Bus auf El Hierro unterwegs sind, bekommen wir aus der Ferne den Ausbruch in Form einer senkrechten Wolke über La Palma mit. Erst als unser Busfahrer anfängt Bilder mit seinem Handy zu machen, werden wir auf das Ereignis aufmerksam. Kurz darauf erhalten wir die Bestätigung durch eine andere Segeljacht der „Blackfield“, die noch in Tazacorte liegt, dass der Vulkan tatsächlich ausgebrochen ist. Meine Reaktion darauf schwankt zwischen „Zum Glück sind wir weg aus Tazacorte“ und „Wie spannend! Schade, dass wir schon weg sind“. Hannes ist auf jeden Fall froh, dass wir zum Zeitpunkt des Ausbruchs einen guten Sicherheitsabstand haben und letztendlich überwiegt die Erkenntnis, dass es gut ist, dass wir nicht mehr da sind. Der Ausbruch findet nur ca. 7 km Luftlinie von der Marina entfernt statt und es ist nicht abzusehen, wie sich alles weiter entwickelt. Außerdem haben die Boote in der Marina mit reichlich Vulkanasche auf den Booten zu kämpfen, wovon selbst wir auf El Hierro noch so einiges abbekommen.

So haben wir den Vulkanausbruch auf El Hierro erlebt
Der Ausbruch von der Marina Tazacorte aus gesehen
Auch aus der Marina Tazacorte. Eindrucksvoll bei Nacht

Diese beiden Bilder aus der Marina Tazacorte hat uns freundlicherweise die Crew der SY Blackfield zur Verfügung gestellt https://www.sailingblackfield.com/