El Hierro

Unsere letzte Station auf den Kanaren

Wind im Rücken und Parasailer voraus zum nächsten Ziel

Unsere letzte Station auf den Kanaren ist El Hierro – damit haben wir alle Inseln komplett bereist. Ein paar Tage bevor der Vulkan auf La Palma ausbricht, verlassen wir Tazacorte Richtung Süden. Hannes hat sich eigentlich vorgestellt, dass wir gleich nach der Hafenausfahrt den Parasailor setzen und ihn erst kurz vor Puerto de la Estaca wieder runternehmen. Daraus wird vorerst nichts. Solange wir in der Landabdeckung von La Palma sind, herrscht relative Flaute und wir motoren munter vor uns hin, immer auf der Suche nach etwas mehr Wind. Auf der Höhe des Faro de Fuencaliente ist es dann endlich so weit, der bei Windy avisierte NO Wind tritt endlich in Erscheinung und wir hissen sogleich den Parasailor. Einfach herrlich, dieses Prachtsegel, ein Anblick, der uns immer wieder fasziniert. Hannes wird auch immer besser im Trimmen dieses Vorwindsegels und so gleiten wir bald mit ca. 5 Knoten herrlich entspannt Richtung El Hierro durch die Wellen. Eine Düse im Bereich der Insel bleibt uns dieses Mal auch mehr oder wenig erspart, so dass wir das Segel erst kurz vor dem Hafen wieder runternehmen.

So gegen 20:00 Uhr sind wir froh kurz vor Sonnenuntergang endlich da zu sein. Nur noch kurz die Marina Polizei auf Channel 14 anrufen und dann anlegen. Leider werden wir erstmal ausgebremst, da gerade die tägliche Fähre von Teneriffa einläuft und Vorfahrt hat. So cruisen wir noch ein wenig vor der Hafeneinfahrt rum, bis die Fähre angelegt hat. Wir folgen ihr und werden von einem Hafenpolizisten auf einen Platz gleich hinter der Fähre eingewiesen. Auf die Freude endlich am Ziel zu sein, folgt jetzt etwas Frust über diesen Liegenplatz. Durch die unmittelbare Nähe zur Fähre werden wir ordentlich mit den Abgasen vollgepustet und der dröhnende Lärm der Maschinen begleitet uns den Großteil der Nacht. Zum Glück ist die Marina recht leer, so dass wir uns gleich am nächsten Tag einen Platz so weit wie möglich weg von der Fähre aussuchen. Nun fühlen wir uns schon erheblich wohler.

Wenn der Parasailer erst einmal gesetzt ist, kann der Skipper sich entspannen
Kurz vor Puerto de la Estaca hat die Fähre aus Teneriffa Vorfahrt

Kein Mietauto in Sicht

Puerto de la Estaca ist eine recht neue und moderne Marina, leider liegt sie aber etwas abgeschieden. Einen Ort in dem Sinne gibt es nicht, vereinzelnd gibt es einige Wohngebäude, ansonsten wird das Leben durch die Fähre, die jeweils abends gegen 20:00 Uhr anlegt und am nächsten Tag um 14:00 Uhr wieder Richtung Los Cristianos ablegt, bestimmt. Eine Art Cafeteria hat an den Tagen, an denen die Fähre fährt, geöffnet, Samstag ist Ruhetag. Richtig zum Verweilen lädt die Atmosphäre dort nicht ein, gelegentlich holen wir uns ein Eis dort. Unsere Ambition, die Insel außerhalb der Marina etwas kennen zu lernen, wird leider gleich ausgebremst, da es nicht möglich ist, ein Auto zu mieten. Für die kommenden 2 Wochen sind die Autos bei sämtlichen auf der Insel vertretenen Autovermietungen ausgebucht. Zwei Wochen nur in der Marina hocken entspricht nun nicht geraden unseren Vorstellungen. Für die ersten Eindrücke der Insel greifen wir auf das Netz des öffentlichen Verkehrs zurück. Zunächst erkunden wir mit dem Bus die Inselhauptstadt Valverde, die eher ein großes Dorf als an eine „Stadt“ ist. Hier oben, die Stadt liegt auf 571 Metern, sind wir überrascht, wie kalt es ist – sogar etwas Regen bekommen wir ab. Ohne Jacke sind wir ganz schön am Klappern. 

In den ersten Tagen erhörten wir zu den wenigen Gastliegern
Puerto de la Estaca von oben
Unser "Haus-Strand"
Die Inselhauptstadt liegt auf einem Hochplateau

Sightseeing mit dem Bus

Für Sonntag beschließen wir, erneut den Bus zu nehmen. Von Valverde aus gibt es diverse Verbindungen über die ganze Insel. Am Sonntag soll ein Markt in La Frontera stattfinden, ein Ziel was wir gut mit dem Bus erreichen können. La Frontera liegt auf Meeres Nivea eingeschlossen von einem halben Krater eines ehemaligen Vulkans. Der Ort zieht sich durch die vordere Ebene bis zum Meer. Nach dem Marktbesuch, der sehr durch deutsche Einwohner geprägt ist, wo wir natürlich ein deutsches Brot und Marmelade kaufen, fahren wir mit dem Bus Richtung Meer. Klassische Strände gibt es kaum auf El Hierro, dafür gibt es diverse Natural Pools, die durch im Meer gelegenen Felsformationen von dem recht bewegten Meer abgetrennt und so gut zum Schwimmen geeignet sind. An der Bushaltestelle la Maceta erwarten uns einige dieser Pools. Schwimmsachen haben wir zwar dabei, aber es ist gerade Flut und ziemlich hohe Wellen peitschen trotz der Felsabtrennungen in die Pools, so dass wir vom einem Bad Abstand nehmen. Eine Woche später kommen wir nochmal zurück und holen das versäumte Bad bei ruhigeren Verhältnissen nach. La Maceta ist auch der Startpunkt für einen sehr schön angelegten Weg durch die Lavalandschaft am Meer entlang bis nach La Caletilla, der uns sehr beeindruckt hat. Als wir auf dem Rückweg nach Valverde mit dem Bus unterwegs sind, wundern wir uns, dass der Busfahrer plötzlich anhält und Bilder Richtung Meer macht. Bei genauerem Betrachten fällt uns eine senkrechte Wolke auf, die nur bedeuten kann, dass der Vulkan auf La Palma ausgebrochen ist und sich die vorherigen Prognosen über einen bevorstehenden Ausbruch bewahrheitet haben. Auf unsere Nachfrage bestätigt der Busfahrer auch, dass es tatsächlich zu einem Ausbruch gekommen ist. Kurze Zeit später erhalten wir diese Information auch von einer anderen deutschen Segeljacht, die „Blackfield“, die noch in Tazacorte in der Marina liegt, dass der Vulkan Sonntagnachmittag tatsächlich ausgebrochen ist.

Der Vullkanausbruch auf La Palma aus dem Bus von El Hierro aus gesehen

Inseltour mit unserem persönlichen Tour-Guide Eric

Da uns die Busse nicht zu allen sehenswerten Orten der Insel bringen können, suchen wir nach einem Tour-Guide, der uns ein wenig über die Insel führt. Mit Eric finden wir einen Halb-Spanier-Halb-Deutschen, der seit ein paar Jahren auf El Hierro mit seiner Familie lebt und der normalerweise Wander-Gruppen von Reiseveranstaltern über die Insel führt. Da diese seit einiger Zeit bedingt durch Covid nicht mehr stattgefunden haben, ist er voller Elan, endlich mal wieder Touristen die tollen Sehenswürdigkeiten seiner Insel vermitteln zu können. Wir machen eine herrliche Wanderung durch den Regenwald, kommen in einen Kiefernwald und wandern auf einem ehemaligen Vulkankrater entlang. Im Westen der Insel, in Sabinosa, bewundern und bestaunen wir die skurrilen Wachholderbäume, deren Baumkrone auf dem Boden weiterwachsen, da sie sich den rauen Windverhältnissen auf diesem Teil der Insel angepasst haben. Wir besuchen die Kapelle der „Ermita Virgen de Los Reyes“, die als Sehenswürdigkeit nicht so spektakulär aber die Geschichte dazu, sehr interessant ist. Die Jungfrau, die ursprünglich aufgrund einer Flaute auf die Insel gebracht wurde, weil die Seeleute Proviant von Einwohnern erhielten und aus Dankbarkeit die Statue schenkten. Seither wird die Jungfrau verehrt und alle 4 Jahre quer über die Insel getragen wird, wobei sich ein Großteil der Bevölkerung der Prozession anschließt. Eric hat uns kreuz und quer über die Insel gefahren, teilweise auch über einige Schotterstraßen, wo wir froh sind, dass er uns mit einem Geländewagen durch die Gegend kutschiert. Sehr unterhaltsam sind auch die vielen Informationen über Land und Leute, mit denen er uns versorgt. Ein rundum toller Tag.

Völlig unerwartet… wir haben einen Mietwagen

Wir hatten eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet aber einen Tag nach dem Ausflug mit Eric bekommen wir tatsächlich doch einen Mietwagen, einen niedlichen Fiat 500. Unsere erste „eigene“ Tour führt uns nun nach Restinga, im Süden der Insel, wo sich eine zweite Marina befindet. Es gibt dort zwar einen richtigen Ort, aber die Marina ist für unsere Lagoon 40 zu klein. Seitlich der Marina befindet sich ein großes Lavafeld, was so aussieht, als wenn die Lava dort noch nicht allzu lange liegt. Richtige Wege gibt es nicht, so dass wir zwischen den Lavaformationen, immer Ausschau nach laufbaren Passagen halten und etwas durch diese bizarre Landschaft wandern. Tamaduste, ein Nachbarort von Puerto de la Estaca, begeistert uns wegen einer toll angelegten Bucht, in der wir ein erfrischendes Bad nehmen. Außer der Mobilität uns Sehenswürdigkeiten anzusehen oder wandern zu gehen, hat das Auto natürlich den Vorteil, dass wir mal wieder groß einkaufen gehen können und unsere Proviantfächer weiter aufstocken. Auf El Hierro ist das Angebot an prall gefüllten Supermärkten nicht wie auf Teneriffa oder den anderen großen kanarischen Inseln. Es soll aber immer noch besser und günstiger sein, als bei unserem zukünftigen Ziel den Kap Verden.

Die Marina erwacht zum Leben

Die Marina, die sich bei unserer Ankunft in einer Art „Dornröschenschlaft“ befunden hat, füllt sich mit immer mehr Booten. Viele davon kommen aus Tazacorte auf La Palma, wo es mittlerweile durch den Vulkanausbruch immer ungemütlicher geworden ist. Dicke Schichten an Vulkanasche legen sich auf die Boote und kurz vor der Marina ist es zu einem massiven Erdrutsch von einem Teil der Steilküste gekommen, so dass die Angst besteht, dass die Ausfahrt blockiert werden könnte. Wir freuen uns, dass etwas mehr Leben auf unseren Steg kommt. Die einzige Abwechslung bietet ansonsten nur der Kieselstrand neben der Marina, den wir täglich zum Schwimmen aufsuchen. Ganz unerwartet werden wir mit einem besonderen Ereignis überrascht. Eines Tages tauchen plötzlich Handwerker auf einer größeren Fläche vor unserem Steg auf und beginnen eine große Bühne aufzubauen, einen Tag später kommen auch noch Scheinwerfer und Musikequipment dazu. Unsere Internetrecherche bringt keine Information, welches Ereignis demnächst in der Marina Puerto de la Estaca geplant ist. An einem Sonntag ist es dann so weit. Stühle werden vor der Bühne bereitgestellt und eine Band fängt an spanische Popmusik zu spielen. Wir lauschen und tanzen zu der Musik, selbst auf dem Schiff, wo wir noch prima alles mitbekommen, legen wir noch ein Tänzchen auf dem Dach ein.

Endlich gehen wir mal wieder mit den Fahrrädern auf Erkundungstour. Raus aus der Marina und ein wenig entlang der Küste machen wir eine schöne Tour. Die Strecke ist schön eben und gut zu schaffen. Ansonsten gehen die Wege nur ziemlich steil in die Berge.

El Hierro…viel zu schön, um ausgelassen zu werden

Bevor wir auf die Insel kommen, haben wir so gut wir gar keine richtige Vorstellung, was uns erwartet. Viele Besucher der kanarischen Inseln bevorzugen die anderen, etwas größeren Inseln und haben El Hierro nicht mit auf dem Plan. Wir sind unheimlich froh, dass wir hier noch einen Stopp eingelegt haben. Faszinierend ist der schnelle Wechsel der unterschiedlichen Landschaftsformen. Während einer Wanderung ist man erst im Regenwald, dann plötzlich tauchen große kanarische Kiefern auf, kurz darauf tut sich eine Lavalandschaft mit diversen Vulkankratern auf. Auf der einen Seite sehr grün, dann wieder karg und unwirtlich. Hervorragend sind auch die Wanderwege angelegt und ausgeschildert. Durch die sehr begrenzte Anzahl von Touristen ist diese Insel noch ursprünglich, nicht überlaufen und Hotelburgen sucht man vergebens. Für Sonnen- und Badehungrige fehlen zwar die klassischen Strände, überall auf der Insel gibt es aber diverse Bademöglichkeiten. Plattformen, Stege oder Badeleitern sind auf den felsigen Untergründen errichtet und sehr schön in die Landschaft eingebunden worden, so dass man ganz bequem ins und aus dem Wasser kommt. Selbst Tische und Bänke aus Holz kann man an vielen Stellen finden. Von Los Cristianos auf Teneriffa sind es nur 2,5 Stunden mit der Fähre hierher. Der Besuch für ein paar Tage lohnt sich auf jeden Fall. Mit dem Segelboot natürlich ein paar Stunden mehr.

Bye bye Europa…auf dem Absprung nach Afrika

Nachdem sich Hannes ausgiebig mit dem Iridium Go und Predict Wind beschäftigt hat und die Systeme nach einigen Anlaufschwierigkeiten laufen, wird nun täglich nach einem geeigneten Wetterfenster für den langen „Schlag“ nach Mindelo gesucht. Geplant ist die Weiterfahrt um den 23.09. herum. Mittlerweile wird es immer windiger in der Marina und der Wind frischt reichlich auf. Nachts ist es so heftig und laut, dass an ruhigen Schlaf nicht richtig zu denken ist. Richtung Kap Verden behagt uns der Wind und die Welle auch noch nicht so richtig. Da wir nicht in Eile sind, warten wir erstmal entspannt ab. Anfang Oktober entspannt sich die Windsituation immer mehr und wir peilen nun die Tage 04.10. – 06.10. an, da uns Predict hierfür Nord-Ost Wind zwischen 17 – 20 Knoten und keine allzu hohe Welle in Aussicht stellt. Durch Wetterwelt in Kiel lassen wir uns die Wetterabfragen zusätzlich bestätigen. Damit steht nun fest, am 06.10.2012 soll es weiter gehen zu den Kap Verden. Unser erster gemeinsamer Langtörn kann beginnen.