Kap Verden

Afrika lässt grüßen

Von Europa nach Afrika

Eigentlich hatten wir uns vorgestellt, bereits Ende September Richtung Kap Verden weiter zu segeln. Wie so häufig beim Segeln, bestimmt nicht der Wunschtermin sondern das Wetter das Weitersegeln. Ein ziemlich kräftiger Wind fegt etliche Tage über den Puerto de la Estaca hinweg und Richtung Kap Verden sehen die Verhältnisse auf dem Atlantik auch nicht optimal aus. Vor allem die Welle war uns zu hoch. Da hilft nur Abwarten und Tee trinken. Am Morgen des 06.10.2021 geht´s endlich mit einer netten Verabschiedung der umliegenden Boote in Richtung Mindelo los. (siehe Blogeintrag https://sailing-marianoa.de/warum-fliegende-fische-fliegen-oder-unser-erster-langtoern-nur-auf-uns-allein-gestellt/)

Ankommen auf den Kap Verden

Nach 6 Tagen endlich Land in Sicht und wir laufen in die Bucht von Mindelo ein. Von unserem Ankerplatz aus ist schnell die Floating Bar, die zur Marina Mindelo gehört erreicht. Hier werden wir in den nächsten Wochen häufiger einkehren, ein kaltes Bier genießen und das Internet anzapfen, soweit es denn einigermaßen funktioniert. Unser erster Weg führt natürlich zum Einklarieren und der Immigration, was sehr zügig vonstattengeht.

Nach den offiziellen Anmeldeformalitäten sind wir bereit, den näheren Bereich von Mindelo zu erkunden. Gleich haben wir das Gefühl, wirklich nicht mehr in Europa zu sein, Afrika lässt grüßen. Scheinbar befinden sich die Kap Verden gerade im Wahlkampf. Auf den Wegen ziehen größere Menschmengen mit dem Konterfei ihrer jeweiligen Kandidaten auf den T-Shirts an uns vorbei. Durch die Straßen cruisen Wahlkampwagen mit lauter Musik und Wahlkampslogans. Am Abend ist im Zentrum eine große Bühne aufgebaut, wo einheimische Bands mit äußerster Lautstärke die Bevölkerung für den späteren Wahlkampauftritt der Kandidaten aufwärmen. Insgesamt 2 Tage Wahlkampf bekommen wir mit (auch noch sehr gut von der MariaNoa zu hören) bis, wie wir dann später herausfinden, ein neuer Präsident der Kap Verden gewählt wird.

Kulturstadt Mindelo

Überraschend stellen wir fest, dass Mindelo sehr viel Kultur zu bieten hat. Es gibt einige Galerien, in den diversen Restaurants und Bars wird regelmäßig abends Live-Musik angeboten. Die berühmte Sängerin Cesaria Evora, eine bekannte Vertreterin des Morna, eines creolischen Gesanges von den Kap Verden, stammt ebenfalls von hier. Der Flughafen auf Sao Vicente ist nach ihr benannt. Allabendlich werden wir einige Stunden durch Trommelmusik unterhalten. Vom Schiff können wir nicht richtig orten, woher die Musik kommt. Erst durch Sabine und Udo von der SY Uplace kommen wir dem Rätsel auf die Spur. In der Nähe der Fischhalle gibt es einen Innenhof, wo viele Künstler ihr Atelier haben, denen man auch draußen bei der Arbeit an Skulpturen zusehen kann. In diesem Hof finden sich allabendlich die Trommler ein und proben ihre Stücke. Ein wirklich sehr schöne Atmosphäre. Wir lauschen mit der untergehenden Sonne und ein Bier in der Hand den verschiedenen Trommelstücken.

Sao Vicente

Über Simon, einem Segler aus Finnland, der vor ein paar Jahre in Mindelo hängen geblieben ist, erfahren wir von Valeria, einem weiblichen Tourguide. Zusammen mit Ivan führt sie uns zu den Sehenswürdigkeiten der Insel Sao Vicente. Wir machen eine kleine Wanderung auf den Monte Verde und fahren nach Calhau, um dort in den Naturpools schwimmen zu gehen. Unser Mittagessen dürfen wir in einem Lokal namens „Hamburg“ einnehmen. Was dieses Lokal mit unserer Heimatstadt verbindet, bleibt uns leider verborgen. Das Essen war allerdings sehr lecker. Das absolute Highlight dieser Tour ist allerdings ganz am Anfang in dem Ort Sao Pedro – Turtle Beach. Wie es der Name schon nahelegt, hat dieser Ort mit Schildkröten zu tun. Mit einem Holzfischerboot werden wir von mindestens 10 Männern durch die Brandung getragen, wobei ein genaues Timing mit Auge auf die Wellenbrecher schon angezeigt ist. Mir ist schon ein wenig mulmig zumute, ob wir unfallfrei durch die recht lebhafte Brandung kommen werden. Andererseits habe ich mich damit beruhig, dass die Männer so etwas wohl öfter machen und hoffentlich wissen was sie tun. Ist ja auch alles gutgegangen! Zu den Schildkröten sind wir dann maximal 4 Minuten unterwegs. Das Motorengeräusch und einige Leckerlies in Form von Fischteilen locken in kürzester Zeit etwa 4-5 Schildkröten an und wir schwimmen mit unserer Schnorchelausrüstung mitten drin. Ein wirklich unvergessliches Erlebnis. Die Schildkröten kommen ganz dicht, rempeln uns zum Teil auch schon mal an, und haben sich herrlich beobachten lassen. Insgesamt ist die Insel Sao Vicente eher recht karg und man findet kaum grün, da es verhältnismäßig wenig regnet. Die Berge sind auf dieser Insel einfach zu niedrig, um die Wolken aufzuhalten und sich abzuregnen.

Santo Antao

Im Gegensatz zu Sao Vicente ist die Insel Santo Antao die reinste grüne Oase. Nur eine Stunde mit der Fähre entfernt kommen wir in eine komplett neue Welt. Wieder sind Valeria und Ivan unsere Guides. Mit einem Minivan werden wir in Porto Novo abgeholt und es geht bergauf zum Cova Krater, wo wir aussteigen und zu einer Wanderung aufbrechen. Erst geht es ca. 300 Höhenmeter bergauf bis zum Kraterrand. Als wir oben ankommen ist erst alles in Wolken verhüllt und wir sehen nicht allzu viel. Nachdem wir etwas mit dem Abstieg begonnen haben, lichten sich auf die Wolken und wir erhalten einen spektakulären Blick auf das Pául Tal. Der Wanderweg schlängelt sich in Serpentinen mindestens 1000 m, wenn nicht noch mehr, ins Tal herunter. Was für eine Freude, so viel Grün und Vegetation auf dem Weg ins Tal zu sehen. Überall reifen verschiedene Früchte, wie Papaya, Guaven, Bananen und Avocados. Der Unterschied zu Sao Vicente ist schon ziemlich krass. Immer wieder bleiben wir stehen, bewundern den atemberaubenden Blick ins Grüne Tal und machen Unmengen von Bildern. An einem Stand werden lokale Produkte wie Fruchtmuss aus Papaya und Guave und andere Köstlichkeiten zum Probieren angeboten. Natürlich können wir nicht widerstehen und kaufen einiges zum Mitnehmen.

Unser Minivan wartet schon im Tal und weiter geht die Fahrt zu einer Grogue-Brennerei. Grogue wird aus Zuckerrohr gebrannt und ist das Nationalgetränk auf den Kap Verden. Ivan erzählt uns ein bisschen über die Entstehung des Grogue und anschließend gibt es natürlich eine Verkostung. Die klaren Varianten sind etwas zu stark im Alkoholgeschmack. Besser schmecken uns da schon die mit Guave, Papaya, Maracuja und Kaffee versetzen Sorten. Eine Flasche mit Maracuja wandert dann auch in unseren Rucksack.

Die nächste Station unserer Rundfahrt bringt uns in den Ort Rebeira Grande, ein Ort an der Nordküste von Santo Antao. Valeria führt uns dort in das Restaurant Divin Art. An der gut gefüllten Tafel probieren wir alle möglichen lokalen Spezialitäten und natürlich mit dem auf der Insel angebautem frischen Gemüse. Von hier aus treten wir auch den Rückweg nach Porto Novo an. Allerdings ist der Rückweg nicht gleich nur Rückweg. Auf der wundervollen mit kleinen Kopfsteinpflaster gepflasterten Straße fahren wir einmal quer über die Insel und dürfen hier noch einmal die schönsten Ausblicke genießen.

Leuchtturm-Wanderung zum Faro de Dona Amelia

Während unserer Tour mit Valeria auf Sao Vicente hat sie uns auf einen Wanderweg zu dem Leuchtturm Faro de Dona Amelia in der Nähe der Turtle Beach in Sao Pedro aufmerksam gemacht. Für den Hinweg nutzen wir den Shuttle zum Flag Hotel, der mehrmals am Tag verkehrt. Abfahrt soll vor einem Schreibwarengeschäft sein, die Abfahrtzeiten sind nur nicht ganz klar. Lediglich über Facebook habe ich einige Zeiten herausfinden können. Tatsächlich kommt der Shuttle zur angekündigten Zeit. In Sao Pedro angekommen, ist uns zwar die Richtung zum Leuchtturm klar, nur haben wir Probleme den Einstieg für den Wanderweg zu finden. Eine große Neubauanlage, die sich noch in der Entstehung befindet, hat scheinbar die anfängliche Teile des Weges verschwinden lassen. Nachdem wir etwas zwischen den neu entstandenen Baugrundstücken herumgekraxelt sind, finden wir endlich den Weg. Nun führt uns eine schmaler Pfad an der Steilküste entlang des Meeres zum Leuchtturm. Obwohl es manchmal schon steil nach unten geht, ist der Weg gut befestigt, so dass wir ihn gut laufen können und das herrliche Panorama genießen. Am Leuchtturm nimmt uns der Leuchtturmwärter, der dort scheinbar lebt, in Empfang und lässt uns auf den Turm klettern. Oben ist die Aussicht natürlich noch mal viel schöner und unten im Meer sehen wir eine Meeresschildkröte vorbei schwimmen. Sehr schön, dass wir uns auf den Weg hierher gemacht haben. Auf dem Rückweg entscheiden wir uns für ein Sammeltaxi. Ein Erlebnis, dass man auf den Kap Verden unbedingt mal mitgemacht haben muss. Nachdem das Taxi in unseren Augen eigentlich schon voll zu sein scheint, werden noch diverse andere Plätze in Sao Pedro angesteuert. Immer kommen neue Passagiere an Bord und werden irgendwie noch reingequetsch. Unten am Wasser wird ein großer Thunfisch und einige kleinere Fische in Empfang genommen und auf dem Dach verstaut. Beim nächsten Halt kommen noch mehrere Tauchflaschen dazu. Als das Sammeltaxi drinnen und draußen auf das äußerste beladen ist, geht die Rückfahrt non-stop zurück nach Mindelo. Endstation ist der Gemüsemarkt im Zentrum, wo der Busfahrer einen wirklich kleinen Betrag pro Person für die Fahrt kassiert und wir sind um ein interessantes Erlebnis reicher.