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Mooring gebrochen – MariaNoa driftet ins Riff

Nennt es Intuition oder Paranoia. Ich habe den Ankeralarm angemacht. Und dieser springt dann tatsächlich um 02:30 an. Ich springe an Deck und mag meinen Augen nicht trauen. Die Insel ist nicht mehr da, wo sie eben noch war.

Ab 30.07.2023 bei YouTube https://studio.youtube.com/video/zbZz9xs9Abk/edit

Pelican Cays

Am Morgen brechen wir in den Twin Cays auf und segeln zu den Pelican Cays. Der Wind weht mit 20-25 kn konstant aus Ost und wir müssen nach Süden – also Rauschefahrt bei halbem Wind. Außerhalb der Untiefen und Korallen können wir MariaNoa endlich mal wieder laufen lassen.

Bei den Pelican Cays selbst nehmen wir die Segel runter, da hier wieder ausgesprochen konzentriertes Navigieren angesagt ist – inklusive einem richtigen U-Turn um ein langgezogenes Flach.

Unterschiedliche teilweise widersprüchliche Seekarten ergänzt mit der dringenden Empfehlung ENA – Eyeball Navigation Area.

Zwischen den Pelican Cays fahren wir ganz durch bis wir in einem 16 m tiefen Bereich auf einige ausgelegte Mooringbälle stoßen. Gleich daneben fällt unser Anker, wir stecken nahezu alle Ankerkette, die wir haben. Das sind 75 m.

Hideaway Cay

Die Mooringbälle sind von Dustin und Kim für die Charterboote ausgelegt, die hier von Placencia kommend, einen Übernachtungsstop machen wollen. Dustin und Kim haben vor 16 Jahren ihr Seglerleben beendet und die kleine Mangroveninsel Hideaway Cay gekauft. Mit viel Empathie haben sie einige Gebäude in die vorhandenen Mangroven integriert. Viele andere Resorts roden erst die Mangroven und stellen dann ungeschützt ihre Gebäude auf. Hier auf Hideaway Cay hat Hurrican Lisa letzten November nur geringfügigen Schaden angerichtet, was bekanntlich nicht jeder hier in Belize behaupten kann.

Zentral ist das Restaurant, in dem Dustin und Kim gerne Gäste wie uns bewirten. Heute sind nur Brigitta und ich zu Gast, am Vortag sollen es 24 Gäste gewesen sein. Wir bestellen natürlich Lobster und genießen das ausgesprochen leckere Dinner. Kim ist eine hervorragende Köchin. Dustin und Kim und später auch deren 10-jährige Tochter gesellen sich zu uns und es entwickelt sich ein ausgesprochen netter Abend. Es geht um Homeschooling, Süßwasserbereitung, Verhinderung von Moskitos und Sandflies, Nachbarn und Freundschaften und wer schon alles Halt gemacht hat, hier vor Hideaway Cay. Sollte jemand von euch hier einmal vorbeisegeln, Hideaway Cay ist ein „Must“, denn Dustin und Kim sind ausgesprochen sympathisch.

Natürlich erkunden wir noch etwas die Mangroveninsellandschaft mit dem Dingy. Aber obwohl wir ganz leise sind und nur rudern, treffen wir wieder weder auf Krokodile noch auf Manatees.

Das Nordriff von Pelican Cays ist faszinierend schön und lädt uns zum Schnorcheln und Tauchen ein. Eine dermaßen bunte Korallenwelt und viele viele kleine, mittlere und große Fische. Wer nach Hideaway Caye kommt, muss unbedingt Zeit für einen Unterwasserausflug mitbringen, denn sie ist einzigartig.

Placencia

Wir ziehen weiter nach Placencia. Hier in Placencia findet dieses Wochenende das jährliche Lobsterfest statt, welches wir natürlich nicht verpassen wollen.

Zunächst stocken wir unsere Vorräte an Obst und Gemüse auf – auch unsere Biervorräte sind nahezu zu Ende. Von Placencia aus müssen die Vorräte bis zum Rio Dulce reichen. Das sind noch 2 Wochen.

Überall am Strand werden bereits emsig die Zelte für das Lobsterfest aufgebaut. Uns wurde Omar`s Restaurant empfohlen, die während des Festes ebenfalls hier am Strand einen Stand haben werden. Später am Abend müssen wir dann aber auch die Festtagspreise zur Kenntnis nehmen. 50 US$ für einen Lobster, auf Hideaway waren es 30 US$ inkl. Atmosphäre und Gesellschaft.

In Placencia gibt es 2 Hauptverkehrsachsen, die sich parallel zueinander von Süd nach Nord erstrecken. Eine asphaltierte Straße und ein Bohlweg. Auf diesem lässt es sich herrlich schlendern, von Boutique zu Boutique, von Restaurant zu Restaurant, von kleinem Strandhotel zum nächsten und natürlich von Eisdiele zu Eisdiele. Im „Bomboyaz“ wird Brigitta schwach. Brigitta wählt Mango und Rum Raisin und ich darf auch probieren.

Am Abend gibt es auf dem Festtagsgelände die unvermeidlichen Ansprachen der lokalen Größen und dann Livemusik bis in den frühen Morgen. Da wir in Windrichtung ankern, haben wir die ganze Nacht Unterhaltung. Ist das nicht herrlich?

Ray Cay Islands Resort

Nichts ahnend motoren wir nach einer anstrengenden Nacht zum Ray Cay Islands Resort. Wir machen an der hiesigen Gastliegermooring fest, um keine Korallen mit unserem Anker zu zerstören. Bezahlt wird im hiesigen Tauchcenter. Das Ray Cay Islands Resort ist sehr luxuriös und sehr gepflegt aber auch ausgebucht, wie eine Google-Recherche ergibt. Ein geschmackvoller Ort für Menschen mit entsprechendem Geldbeutel. Es gibt zwei Pools, Fitness-, Yoga- und Massagecenter, ein riesiges Gewächshaus und zwischen den einzelnen Villas immer wieder romantische Orte für zwei. Wir gönnen uns 2 Bier vom Fass mit Blick auf MariaNoa.

Mooring gebrochen, MariaNoa driftet auf Riff

Zurück auf MariaNoa hat der Wind bereits zugenommen – der Schwell ist enorm. Nach Sonnenuntergang wird es immer dramatischer, ich beobachte 28 kn Wind und MariaNoa zerrt sehr an der Mooring, da wir vollkommen ungeschützt der Brandung ausgesetzt sind. An Schlaf ist erneut nicht zu denken.

Nennt es Intuition oder Paranoia. Ich habe den Ankeralarm angemacht. Und dieser springt dann tatsächlich um 02:30 an. Ich springe an Deck und mag meinen Augen nicht trauen. Die Insel ist nicht mehr da, wo sie eben noch war. Die Mooring ist gebrochen und wir treiben in pechschwarzer Nacht mit hoher Geschwindigkeit in ein Gebiet, das für seine Untiefen und Korallenköpfe bekannt ist.

Deckslicht an und schnell unsere Leinen und die Reste der daran hängenden Mooring an Deck gezogen. Wir zerschneiden uns an dem Muschel besetzten Tau Hände, Beine und Füße – Blut überall. Erst dann können die Motoren gestartet werden. Wir fahren zurück auf unsere Trackingline des Vortages. Hier sind wir sicher, denn hier sind wir schon einmal durchgekommen. Es ist stockdunkel. Wir fahren rein nach Instrumenten in einem Revier in dem mit Nachdruck gute Sicht Voraussetzung ist. Nach 2 ½ Stunden gehen wir beim ersten Morgenlicht hinter South Long Cocoa Island vor Anker. Wieder eine Nacht ohne Schlaf.

Noch in der Nacht versuchen wir per Kanal 16 VHF Kontakt mit dem Ray Cay Islands Resort aufzunehmen – Fehlanzeige. Wir schreiben eMails, die erst am kommenden Morgen zudem sehr sparsam beantwortet werden. Von Verantwortung und vielleicht sogar eine Entschuldigung keine Spur.

Der Wind hat gedreht, hinter South Long Cocoa Island gibt es nicht wirklich Schutz. Dennoch versuchen wir uns etwas zu erholen, können dann aber wegen des aufdrehenden Windes und dem erheblichen Schwell die dritte Nacht in Folge kaum schlafen.

Lark Cay

Wir segeln am nächsten Morgen nach Lark Cay, wo wir endlich eine ruhige Anchorage finden.

Wir blasen unser Kayak auf und paddeln durch die Mangrovenlandschaft. Leider wieder ohne Manatees oder Krokodile zu sichten.

Wir machen das, was man im Alltag auf einem Schiff so tut. Wir füllen die Tauchflaschen für den nächsten Tauchgang, den wir hoffentlich noch haben werden, bevor wir für Monate im Rio Dulce sind. 1 ½ Stunden Ohren betäubender Lärm. Alle 10 Minuten muss das Kondensat entlüftet werden.

Ich poliere Edelstahl. Da sind Zahnbürste und Zahnpasta ein wichtiges Werkzeug. Diese Arbeiten sind nur bei absolut ruhiger See möglich, da ich zum Teil auf sehr gewagten Hilfskonstruktionen herumkraxele. Brigitta reinigt alle Deckel der Backskisten oder Motorräume und alle Decksluken und ölt deren Dichtungen. Wir waschen Wäsche. Heute sind die roten Handtücher dran.

Endlich sind die Tauchflaschen gefüllt und der Kompressor kann abgestellt werden. Was für eine Wohltat.

Hurrikan

Wir sind in der Hurrikan Saison unterwegs, manche nennen dies das Spiel mit dem Feuer. Ganz so weit möchten wir nicht gehen, da Tropenstürme in dieser Region vorrangig im September und Oktober auftreten. Aber ein besorgter regelmäßiger Blick auf die App des National Hurrican Center Miami bleibt. Seit heute Morgen gibt es denn auch einen potenziellen Hurrikan, der auf der klassischen Route von den Kapverden über den Atlantik zu uns kommt. Ruhig bleiben, denn nun sind es nur noch wenige Segelstunden bis Livingston an der Mündung des Rio Dulce und 95L, wie die Depression zunächst genannt wird, bräuchte noch viele Tage sich zu entwickeln und bis hierher.

Monkey River Tour

Irgendwann habe ich bei einem Gespräch am Nachbartisch etwas von der Monkey River Tour gehört. Ich recherchiere und schlage Brigitta vor als Abschluss unseres Belize Aufenthaltes eine Tour auf dem Monkey River in den Dschungel zu machen. Wir buchen bei Monkey River Totally Wild Tours weil diese auch ein Pick Up in der unweit liegenden Anchorage am No Name Point anbieten.

Der Monkey River ist rund 60 Kilometer lang und entspringt in den Maya Mountains nahe der Grenze zu Guatemala. Von hier fließt er ostwärts Richtung Karibisches Meer und mündet bei Monkey River Town in den Golf von Honduras. Der Monkey River hat große Bedeutung für das nachgelagerte Belize Barrier Reef, indem viele Fische und andere Lebewesen vom vermischten Meereswasser mit dem klaren Wasser des Flusses profitieren.

Am Morgen der Tour gießt es, wie schon die halbe Nacht, ohne Unterbrechung. Kaum wird es mal ein wenig heller, kommt Leonardo und holt uns von MariaNoa ab. Doch schon fängt es wieder an zu regnen und wir kommen auf dem Fluss nicht weit, bis wir uns entschließen erst einmal abzubrechen und nach Monkey River Town zurückzukehren. Wir sind patschnass bis auf die Knochen. Gegen 10:00 Uhr wagen wir einen zweiten Anlauf und werden belohnt. Es bleibt nahezu trocken, reißt sogar teilweise auf. Wir beobachten Flusskrokodile, Gelb-Ohr-Fledermäuse, verschiedene Vogelarten und eben die Brüllaffen nach denen Fluss und Dorf benannt sind. Das Fleisch der Grünen Leguane, die meist hoch in den Bäumen zu finden sind, wird  als „Grünes Hähnchen“ zum Essen angeboten, da es an Hühnchenfleisch erinnert. Ein bekanntes Gericht ist die Sopa de Garrobo.

Wir machen eine kleine Wanderung durch den Dschungel. In der Ferne hören wir Brüllaffen schreien, können aber zunächst keine Exemplare sichten. Leonardo ist wie wir uns einen Guide vorstellen. Er zeigt und erläutert uns diverse Pflanzen und Tiere, die wir ohne ihn wahrscheinlich übersehen hätten. Man spürt, dass Leonardo seine Heimat liebt, er führt uns durch seine Welt mit einer ehrlichen Begeisterung für die Schönheiten der Natur. In diesen Wäldern wächst viel Mahagoni (es ist der Nationalbaum von Belize), aber auch Ceiba, der heilige Baum der Maya, sowie der riesige Guancaste, der 40 m hoch werden und einen Durchmesser von 2 m erreichen kann. Kleine orangerote Land-Krabben aber auch eine große blaue Land-Krabbe kreuzen unseren Weg.

Zum Schluss nimmt Leonardo uns mit zu sich nachhause und stellt uns kurz seiner Familie vor. Wir lernen Smokey das Kaninchen kennen und jede Menge Kinder. Welche davon nur zu Besuch oder die eigenen sind, konnten wir nicht klären. Danke Leonardo, wir können Monkey River Totally Wild Tours nur empfehlen.

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