Rodrigo ist Lobsterfischer. Mit 4 Männern seiner Familie betreibt er eine Lobsterstation auf Middle Long Cay. Er zeigt uns seine Welt und nimmt uns mit zum Lobsterfischen aufs offene Meer. Wir laden euch ein, uns zu begleiten.
Middle Long Cay
Wir ankern vor Middle Long Cay – also eigentlich dahinter. Denn man ankert ja immer in Lee, der Wind abgewandten Seite der Insel, damit die See ruhig ist und man ruhig schlafen kann.
Wir nehmen das Dingy und erkunden das Ufer der nahegelegenen Mangroveninsel. Mangroveninseln sind normalerweise nicht begehbar, da das Wurzelgewirr eine Fortbewegung unmöglich macht und oft unterhalb der Mangroven überhaupt kein Land ist, ein Großteil der Mangroven stehen einfach im Meer. Am 02. November letzten Jahres hat Hurrikan Lisa jedoch Belize heimgesucht und auch an dieser Insel Schneisen der Verwüstung in die sonst unverwüstlichen Mangroven geschlagen.
Rodrigo der Lobsterfischer
Wir sagen auch bei der hiesigen Lobsterstation „Hallo“ und treffen auf Rodrigo, der hier mit 4 Familienangehörigen Lobster fängt. Sein Vater und sein Onkel sind gerade in Belize City, um den Fang der letzten Woche zu verkaufen. Ungefähr 800 Stück wie er stolz erzählt. Abgerechnet wird jedoch nach Gewicht und da ein Lobster im Schnitt ein Pfund wiegt, sind 800 Pfund auch ungefähr 800 Tiere. Die noch lebenden Tiere werden insbesondere in die Vereinigten Staaten aber auch nach Süd-Korea und nach Spanien exportiert.
Spiny Lobster
Der in den karibischen Gewässern vor der Küste von Belize vorkommende Spiny Lobster ist eine Langustenart, der sich ein wenig von den in Nordamerika vorkommenden Hummern unterscheidet. Viele Besucher finden, dass er einen süßeren und köstlicheren Geschmack hat als amerikanische Hummer.
Das Camp
Rodrigo zeigt uns das Camp und erzählt vom Hurrikan Lisa, der alles vollkommen zerstört hat. Lisa kam mitten in der Lobstersaison, die vom Anfang Juli bis Ende April dauert. Ein großer Verlust für Rodrigo und seine Familie, die eigentlich in Sarteneja unweit dem mexikanischen Chetumal lebt.
Rodrigo möchte uns seine Welt zeigen und lädt uns zu einer Bootstour ein. Wir fahren auf die andere Seite der Insel durch kleine Wasserwege in versteckte Lagoonen. Die Hoffnung Krokodile und Manatees zu sehen, erfüllt sich zwar nicht, wir beobachten jedoch Kormorane und Pelikane. Endlich verstehen wir, was die überall im Wasser steckenden Äste bedeuten. Sie markieren nicht direkt eine bestimmte Stelle, ermöglichen aber relativ eine Untiefe oder eben ein Lobsterdach zu finden. Doch dazu später.
Wir passieren ein Wrack und fahren in ein Hurrikan Hole, in dem bei aufkommendem Sturm die Boote in Sicherheit gebracht werden können. Nach Rückkehr ins Camp bekommen wir einen Rumpunsch angeboten. Rum Punch, der Nationalcocktail von Belize, nimmt auf jeder Getränkekarte des Landes einen Ehrenplatz ein. Und das aus gutem Grund. Es ist einfach, süß und voller entspannter karibischer Atmosphäre.
Zum Abschied holt Rodrigo drei Lobster aus einem Unterwasserkäfig und bereitet sie mit flinken Händen zu. Noch lebend werden die Beine und Antennen abgetrennt, dann der Körper in zwei Hälften aufgetrennt. Harter Tobak für uns Mitteleuropäer, wo das Essen tiefgefroren und bunt verpackt im Verkaufsregal liegt. Wir bestehen darauf für die Lobster zu bezahlen, können uns aber nicht durchsetzen. Die Bootstour um die Insel sowie die drei Lobster sind ein Geschenk. Da gibt es keine Alternative für uns. Rodrigo und Hermann sind unfassbar freundlich und hilfsbereit. Toll, dass wir die Familie kennen lernen dürfen.
Rodrigo bringt uns zurück zu MariaNoa und lädt uns für den nächsten Tag um 07:30 Uhr ein, ihn und seine Familie zum Lobster fischen zu begleiten. Wir überreichen einen Maracuja-Likör aus Capo Verde und einen Schokoladenkuchen, den Brigitta in aller Eile gebacken hat. Wir bereiten die Lobster mit Butter und Knoblauch auf unserem kleinen Grill zu. So frisch, so köstlich, einfach wunderbar.
Lobsterfang
Wir sind Deutsche also sind wir am nächsten Morgen selbst verständlich pünktlich zur Stelle. Es regnet und stürmt. So macht eine Ausfahrt keinen Sinn, erklärt uns Rodrigo`s Vater, der gestern Abend noch aus Belize City zurück gekehrt ist. So sitzen wir erneut entspannt im Camp und plaudern und plaudern. 1 ½ Stunden später hat sich das Wetter beruhigt, wir brechen auf. Drei der Männer mit ihrem Fischerboot vorne weg. Ein offener und schwerer Kahn, der gut in den Wellen liegt. Er ist mindestens dreimal so lang wie unser Dingy. Unser Dingy gibt alles und springt über die Wellen. Wir können den Anschluss aber kaum halten. Glücklicherweise ist es nicht weit bis zu der Stelle wo sich das erste Lobsterdach befindet. Wie die Fischer die bis zu 800 Lobsterdächer im offenen Meer ohne jegliche Markierungen wiederfinden, ist uns ein Rätsel. Sie rammen eine lange Stange in den sandigen Boden – das ist der Anker. Er hält nicht nur ihr Boot sondern auch noch unser Dingy, das hinten angebunden wird, sobald auch wir endlich angekommen sind.
Lobstershades
Die Fischer haben eine ca. 5 m² große Palette auf dem Meeresboden versenkt unter der die Lobster Schutz suchen. Die Lobstershades sind eine besonders nachhaltige Fangmethode, denn die Lobster können entgegen den viel verbreiteten Fangkörben jederzeit das Dach wieder verlassen. Lobster sind eigentlich scheue Tiere und verstecken sich unter jeglicher Art von Vorsprüngen. Mit einem Käscher bewaffnet tauchen Rodrigo und sein Onkel abwechseln zum Meeresboden und käschern die Tiere unter der Plattform hervor. 50 – 60 Tiere haben sich unter dem in 4 – 5 Meter Tiefe liegendem Shade befunden. Sie werden an Bord bereits nach 2 Größen sortiert. Nur Lobster mit einer Minimallänge von 7,6 cm dürfen gefangen werden, kleinere Tiere fliegen unmittelbar zurück ins Meer. Lobster fischen ist eine anstrengende Arbeit, denn viele Tauchgänge sind notwendig.
Rodrigo und seine Familie ziehen weiter zu einem weiteren shade. Wir verabschieden uns von der freundlichen Familie. Zum Abschied bekommen wir nochmals zwei Lobster geschenkt, die sich gleich in Brigitta`s Tauchflossen verstecken. Heute Abend gibt es Spagetti mit Lobsterfleisch. Von uns aus, kann es kulinarisch gerne so weiter gehen.
Colson Cays
Am selben Tag segeln wir noch weiter zu den Colson Cays einer weiteren Mangroveninsel. Natur pur aber eben nicht begehbar. Am nächsten Morgen hissen wir die Segel, das Gross im ersten Reff. Mit 6 – 7 kn fliegt MariaNoa bei bis zu 20 kn halbem Wind dahin. Ungewohnt für die Crew, die sich an das Bummeln zwischen den Inseln gewöhnt hatte. Wir erreichen Tobacco Range, eine sichelförmige Mangroveninsel. Leider finden wir den Zugang ins Innere der Sichel nicht und drohen aufzulaufen. Am Rand der Insel mit wenigstens 1 m Wasser unter dem Kiel gehen wir vor Anker.
Fregattvögel
Uns gegenüber auf einem Mangroveninselchen hat eine Kolonie von Fregattvögeln ihre Nistplätze. Erinnerungen an Barbuda kommen auf, wo wir mit George Jeffrey bis ganz dicht an die Vögel heranfahren konnten.
Resort
Gegenüber, sozusagen auf der anderen Seite der Sichel, befindet sich ein Resort. Hier wurden sichtlich vor langer Zeit die Mangroven gerodet und Palmen gepflanzt. Vielleicht ist die Ansiedlung der windschiefen Palmen auch natürlich. Wir treffen auf einen freundlichen Einheimischen, können diese Nebensächlichkeit aber nicht klären. Er erzählt uns, dass er immer 2 Monate für Ordnung und Sauberkeit sorgt, bevor er für 2 Wochen im Wechsel nach Hause fährt. Ab und an wird das Resort gebucht. Dann ist Leben auf dem bildschönen Flecken, heute aber ist außer ihm kein Mensch hier. Insofern freut er sich über unseren Besuch und verabschiedet sich fröhlich winkend.
Tobacco Cay
Unser Plan ist heute Tobacco Cay und zwei weitere Inseln zu besuchen und gehen unweit vor Anker. Auf der kleinen Insel drängen sich unter Palmen die vielen bunten Häuser von zwei Resorts. Einige Gäste und die hier arbeitenden Einwohner verbreiten eine fröhliche und entspannte Stimmung, die uns gleich in ihren Bann zieht. Spontan entscheiden wir einen Tag zu bleiben und buchen ein Abendessen. Black Snapper für Brigitta und natürlich Lobster für mich.
Während eines kleinen Schnorchelausfluges stoßen wir auf viele gesunde Korallen und Schwärmen von Fischen. Wir sind von der Buntheit überrascht.
Abends kehren wir noch einmal auf Tobacco Cay zurück, um unsere Dinner Verabredung zu genießen. Wir nehmen einen Mojito und finden am Anleger einen Ort, der nicht von der aggressiven Musik des Barkeepers beschallt wird. Vielleicht sind wir zu alt für diese Welt. Es gibt aber auch jüngere Mitmenschen, die Wert auf passende Musik zum Sonnenuntergang wünschen. Ich frage mich, warum sich der Barkeeper nicht wundert, dass seine Gäste weglaufen. Aber das habe ich mich schon oft gefragt.
Wir ankern seitlich versetzt zur Insel direkt hinter dem Barriere Reef. Der Wind dreht in der Nacht und schüttelt uns kräftig durch. An Schlaf ist nur wenig zu denken, sodass ich morgens fix und fertig bin.
Southwater Cay
Auch auf Southwater Cay finden wir jede Menge Orte zum Träumen. Beim Anlegen mit dem Dingy beobachten wir junge Schnorchler, wie sie Muscheln von den Pfählen des Anlegers kratzen. Hier gibt es neben einem Resort eine Forschungsstation. Viel Leben ergibt sich auf Southwater Cay hierdurch aber nicht. Wir trinken 2 Cola in der einschlägigen Bar und machen erneut einen faszinierenden Schnorchel Ausflug.
Wie schon Tobacco Cay liegt Southwater Cay direkt auf dem Barriere Reef. Von der flachen Seite kann man sich daher bequem als Schnorchler nähern und das bunte Unterwasserleben an Korallenköpfen auf Sandboden in angenehmer Tiefe beobachten.
Aus der letzten Nacht haben wir gelernt und verholen nach Twin Cays, wo wir tief in einer Lagune wunderbar behütet die Nacht verbringen.