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Wir haben geheiratet

Es ging ganz schnell. Die traditionellen Hochzeitsgewänder waren in wenigen Minuten angelegt, der Hochzeitstanz dauerte nur kurz. Noch schneller erfolgte die Geburt unseres ersten gemeinsamen Kindes.

Im Rahmen eines Kulturnachmittages zu Bräuchen der Maya in unserer Sprachschule in Antigua hatte die Veranstalterin Brigitta und mich schnell als williges Paar ausgemacht, denn die meisten Schüler sind Alleinreisend. Wir werden traditionell gekleidet, verheiratet, mit einem Baby gesegnet und zum Tanz aufgefordert. Wir hatten viel Spaß.

Guate! Guate!

Nach dem Blitzeinschlag liegt MariaNoa im Dry Dock der Nanajuana Marina am Rio Dulce. Elektriker Mario Escobar und Gutachter John Brandes analysieren tagelang den Schaden, jedes einzelne elektronische Bauteil wird auf Funktionsfähigkeit geprüft. Für Brigitta und für mich ist da kein Platz. Wir flüchten nach Guatemala City und Antigua und lernen ein wunderbares Guatemala kennen.

Mit dem TukTuk fahren wir zur Busstation von LiteGUA um nach 6 ½ Stunden im angenehmsten Klima in der auf 1.500 m ü.NN. Hauptstadt von Silke und Felix – entfernten Verwandten von Brigitta  – an der dortigen Busstation abgeholt zu werden. Silke spricht fließend Deutsch, Felix fließend Englisch. Beide sind unfassbar gastfreundlich und hilfsbereit. Sie zeigen uns die schönsten Ecken der Hauptstadt.

Kinderheim „Hogar Seguro Virgen de la Asunción“

Wir besichtigen am Platz de la Constitution die Kathedrale, den Nationalpalast und den dreigeschossigen unterirdischen Markt. Auf dem Platz treffen wir auf einen Kreis aus Kreuzen, einem Mahnmal für junge Frauen, die ohne dass die Behörden etwas unternommen haben vor wenigen Jahren grausam verbrannten. Um diese Schande vergessen zu machen, wird dieses Mahnmal von der korrupten Regierung bekämpft.

Am 7. März 2017 brachen im Kinderheim „Hogar Seguro Virgen de la Asunción“ Unruhen aus, gefolgt von einer Massenflucht. Der Tag begann mit Protesten gegen Missbrauch, Vergewaltigung und Überfüllung. Der Aufstand begann um 14:00 Uhr, als eine Gruppe Jugendlicher auf das Dach kletterte und Wachen und Personal mit Metallgegenständen bedrohte. Während der Revolte konnten etwa 85 Bewohner entkommen und flohen in die umliegenden Wälder. Die meisten wurden von der Polizei festgenommen und zurückgebracht.

Um 1:00 Uhr wurden die Geflüchteten wieder in das Gebäude gelassen. Die Jungen wurden in ihre Schlafsäle zurückgebracht, während die 56 Mädchen in einen Raum mit einer Fläche von 48 Quadratmetern eingesperrt wurden. Der Raum wurde von der Polizei bewacht.

Am Morgen des 8. März 2017 durften die Mädchen den Raum nicht verlassen, um auf die Toilette zu gehen. Die Minderjährigen versuchten, gegen den sexuellen und körperlichen Missbrauch zu protestieren, den sie im Heim erlitten aber die Situation geriet außer Kontrolle.

Gegen 9:00 Uhr brach in dem überfüllten Raum ein Feuer aus. Polizisten, die den Raum bewachten, ließen die Mädchen nicht heraus. Alle Mädchen starben im Flammenmeer.

Mercado Central

Der Mercado Central ist ein dreigeschossiger unterirdischer Markt. Er ist riesig. Hier gibt es nicht nur Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und sonstige Lebensmittel. Hier gibt es eigentlich alles, Korbwaren, Wohnaccessoires und Garderobe. Da in der Innenstadt von Guatemala City auffällig wenige Touristen unterwegs sind, ist das Angebot im Mercado Central ausgesprochen authentisch. Wir können uns gar nicht satt sehen an der Vielfalt und den Farben. Gut dass wir mit Silke und Felix ortskundige Führer haben, so finden wir auch problemlos wieder ans Tageslicht.

Cayala

Wir besuchen das Neubaugebiet Cayala. Für mich als Architekt ein schwieriger Ort. Der mediterrane Schein ist perfekt, eine Walt Disney Inszenierung ohne jeglichen Respekt vor der Architekturgeschichte.

Antigua

La Antigua Guatemala – Alt-Guatemala – ist eine von drei Vulkanen umgebene etwa 35.000 Einwohner zählende Kleinstadt im zentralen Hochland Guatemalas. Sie war von 1543 bis 1773 die Hauptstadt der spanischen Kolonien in Zentralamerika die für ihre Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit bekannt ist. Viele dieser Häuser wurden nach einem Erdbeben im Jahr 1773 wieder aufgebaut, mit dem Antiguas 200-jährige Rolle als Guatemalas Kolonialhauptstadt beendet wurde und Guatemala City gegründet wurde. Ein bedeutendes Architekturbeispiel ist die barocke, gelbweiße Kirche La Merced. Die für ihre barocke Kolonialarchitektur bekannte Stadt gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe.

Wir wollen Spanisch und Salsa lernen. Deshalb haben wir uns in der Antiguena Spanish School für eine Woche angemeldet. Wir wohnen in einer guatemaltekischen Familie. Nach der Hitze am Rio ist das Klima in Guate oder in Antigua eine wahre Erholung. Es hat schon seinen Grund warum die Menschen sich hier in einer Höhe von über 1.500 ü.NN. angesiedelt haben. Lech am Arlberg wo ich jahrelang zum Skilaufen gewesen bin, liegt ungefähr auf dieser Höhe. Schnee gibt es in Guatemala jedoch nirgendwo.

 

Antigua ist nicht nur für ausländische Touristen ein „must“. Auch für die betuchten Gualtemateken aus der Hauptstadt ist Antigua ein nahegelegenes und hochfrequentiertes Ausflugziel. Das treibt die Preise in die Höhe. Rund um den „Parque Central“ befinden sich exklusive kleine Hotels, Restaurants und Bars. Hinter jedem Torbogen, jeder Tür lädt ein Café, eine Boutique zum Verweilen ein. Entfernt man sich vom Stadtzentrum werden die Geschäfte einfacher, die Preise günstiger. So günstig wie am Rio ist es jedoch nirgendwo. Zum Escheinungsbild der Stadt gehört, dass alle Straßen mit Kieselseine gepflastert sind. Automatisch ist der Verkehr langsam und der Fußgänger spielt eine nicht ganz so untergeordnete Rolle wie anderswo in Guatemala.

Antiguena Spanish School

Der Spanischunterricht findet in einem Garten statt. Zwischen tropischen Pflanzen stehen eine Vielzahl kleiner Tische mit je zwei Stühle. Hier findet der 1 zu 1 Unterricht statt. Bei Brigitta mit einigem Erfolg, bei mir leider nicht. Von einer Dachterrasse haben wir einen Blick auf die 3 Vulkane, Der optisch dominant Volcán de Agua ist ein seit Mitte des 16. Jahrhunderts inaktiver Stratovulkan. Seine Höhe beträgt 3760 m. Er liegt gegenüber den Zwillings-Vulkanen Fuego und Acatenango. Der Vulcan Fuego ist weiterhin aktiv. Seine regelmäßigen Eruptionen sind bei entsprechender Sicht gut zu verfolgen.

Die meisten Schüler sind Alleinreisend. So hat die Veranstalterin einer Kulturveranstaltung zu Bräuchen der Maya, Brigitta und mich schnell als williges Paar ausgemacht. Wir werden traditionell gekleidet, verheiratet, mit einem Baby gesegnet und zum Tanz aufgefordert. Wir hatten viel Spaß.

Einen ganz anderen Tanz den Salsa genießen wir in einer kostenlosen Tanzstunde. Die Choreografie wird sehr schnell sehr kompliziert. Die Lehrerin will zeigen, was man alles in ihrer Tanzschule lernen kann. Leider haben wir hierfür überhaupt keine Zeit.

Quinceañera

Als Quinceañera wird der 15. Geburtstag von Mädchen völlig anders gefeiert als all ihre anderen Geburtstage. Die Feier ehrt den Übergang der 15-Jährigen vom Kind zur Frau. Sie dient dazu, anzuerkennen, dass das betreffende Mädchen Reife erlangt hat. Als ich das erste Mal solch eine Zeremonie in einer Kirche beobachtet habe, dachte ich spontan an eine Hochzeit. Nur der Bräutigam war nicht zu sehen.

Chocolate Antigua

Wir besuchen die Schokoladenfabrik Chocolate Antigua. Mit dem „Chicken Bus“ geht es nach San Juan. Hier lernen wir, wie die Schokoladenbohnen angebaut, geerntet, geröstet und von Hand verarbeitet werden. Kunstvoll verpackt liegen die Schokoladentaler in verschiedensten Geschmacksrichtungen zum Verkauf. Wir schlagen kräftig zu. Zuhause merken wir, dass sie weniger wie Schokolade sondern wie purer Zucker schmecken. Das ist gar nicht unser Ding.

Am frühen Samstagmorgen fahren wir mit Uber zurück nach Guatemala City und bekommen den 09:00 Bus zum Rio. Wir haben das dringende Gefühl uns um die Arbeiten auf MariaNoa kümmern zu müssen.

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