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Kosten auf Langfahrt 2022

Wir sind jetzt ziemlich genau zwei Jahre unterwegs. Im ersten Jahr sind wir von der französischen Atlantikküste gestartet, über die Kanaren zu den Kapverden gesegelt und haben den Atlantik überquert. Wir sind im ersten Jahr bis Martinique in der Karibik gekommen. Das erzähle ich deswegen, weil es heute um Kosten gehen soll und man sollte die Kosten immer dem jeweiligen Bereich, dem jeweiligen Segelrevier zuordnen. Es gibt einfach Gebiete, die sind besonders teurer und Gebiete, die sind nicht so teuer.

Wir haben 2022 im Wesentlichen die Ostkaribik kennenlernen dürfen, also von Grenada ganz unten im Süden bis hoch zu den British Virgin Islands. Während der Hurrikan Saison sind wir zu den ABC Inseln und nach Kolumbien gesegelt – was im Übrigen sehr spannend war. Nachdem die Hurrikan Saison zu Ende ging, sind wir zurück in den Norden in die Dominikanische Republik und haben unser Plan Patenkind Nicole besucht. Das ist also der Bereich, um den es dieses Mal gehen wird.

Für diejenigen, die das vergleichen wollen: es gibt den Film #34. Da geht es um Kosten auf Langfahrt unseres ersten Jahres 2021. Heute wollen wir die Kosten des zweiten Segeljahres, des Jahres 2022 besprechen.

In dem Film #34 habe ich erzählt, wie es zu dem Kauf des Schiffes kam und wie die finanzielle Abwicklung durchgeführt wurde. Das brauche ich jetzt natürlich nicht noch mal erzählen, denn daran hat sich nichts geändert.

Übertragbarkeit

Bedingungen für das Leben auf einem Schiff können sehr unterschiedlich sein. Wie schon besprochen kann das Gebiet, indem man unterwegs ist, sehr unterschiedlich sein. Das Schiff, mit dem man reist, ist unterschiedlich, die Menschen selbst sind natürlich unterschiedlich, schon alleine deren Anzahl. Wenn man zu viert auf einem Schiff lebt, segelt es sich günstiger, als wenn man nur zu zweit ist. Und umgekehrt, kann der Einhandsegler allgemeine Kosten nicht auf zwei oder mehrere Personen verteilen.

Auch der Anspruch, den man an seine Reise hat, ist ein wichtiger Kostenfaktor. Möchte man die Länder wirklich kennenlernen, kostet das Geld. Oder reicht es einem, in der Bucht vor Land XY verankert zu liegen und die Zeit zu genießen. Also die Kosten, die ich jetzt präsentieren werde, bitte immer mit den eigenen Umständen abgleichen.

Haushaltsbuch

Wir haben auch das zweite Jahr über jede einzelne Ausgabe akribisch in ein digitales Haushaltsbuch eingetragen. Früher hätte ich mir das nie vorstellen können, weil das einfach nicht meine Natur ist. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Immer wenn wir vom Einkaufen zurück sind oder irgendwelche anderen Kosten angefallen sind, wird das sofort in die entsprechende Tabelle eingetragen.

Wir benutzen mehr oder weniger die gleichen Kategorien wie letztes Jahr. Das ist insofern hilfreich, weil wir jetzt die Kosten des vergangenen Jahres 2022 mit den Kosten des Jahres 2021 gut vergleichen können.

Lebensmittel

Die horizontalen Balken der jeweiligen Grafik stellen immer die Ausgaben des jeweiligen Monats dar, darunter in gelb die mittleren Ausgaben pro Monat und darunter in grün die mittleren Ausgaben des Vergleichsmonats des Vorjahres. Bei den Lebensmitteln haben wir einen mittleren Wert von 656 € und hatten im letzten Jahr 807 €. Man könnte jetzt glauben, wir hätten gespart. In der nächsten Rubrik Restaurant werdet ihr gleich sehen, dass wir nicht gespart haben – leider. Es ist sogar teurer geworden.

Einen Ausreißer haben wir in dieser Grafik im März, wo es fast 1.400 € geworden sind. Im März waren wir auf Martinique. Da kann man super einkaufen, was wir dann eben auch getan haben. Wohl wissend, dass Einkaufen in den nächsten Monaten immer schwieriger und teurer werden wird.

Restaurant

Wir unterscheiden zwischen Lebensmittel, die man im Geschäft einkauft und auf dem Schiff bevorratet und Essen gehen. Hier sieht man, dass wir einen mittleren Wert von 377 € pro Monat haben. Im Vergleich nur 33 € im Vorjahr. Das ist einfach dem geschuldet, dass wir das Erfassen dieser Kosten im letzten Jahr umgestellt haben. Wenn man die Kosten tatsächlich miteinander vergleichen will, muss man Lebensmittel und Restaurant aufaddieren. Insgesamt ist es also leider mit 1.033 € in 2022 gegenüber 840 € in 2021 teurer geworden. Das kann man darauf zurückführen, dass das Leben insgesamt, insbesondere Lebensmittel, in der Karibik teurer sind als z.B. auf den Kanaren.

Ein Ausreißer in die andere Richtung ist der Monat April mit 26 €. Brigitta war in diesem Monat in Deutschland. Ich bin zwar auf dem Schiff geblieben – aber allein geht man einfach nicht essen.

Reisekosten

In der Kategorie Reisekosten entstanden im Schnitt des letzten Jahres 543 € im Vorjahr 646 €. Die Reisekosten sind tatsächlich etwas günstiger geworden, vielleicht weil wir auf den Kanaren recht häufig die Inseln mit dem Mietwagen erkundet haben. Der große Ausreißer ist der Oktober. Im Oktober waren wir in Kolumbien und sind viel durchs Land gereist. Hier haben wir eine Reihe an Flügen bezahlt.

In diesem Zusammenhang dazu ein Hinweis, den ich am Schluss aber noch mal aufgreifen werde. Die Flüge nach Deutschland, auch die Ausgaben, die wir dann in Deutschland haben, sind hier generell nicht erfasst.

Marina

Die Marina Kosten belaufen sich im Schnitt auf 449 € im Vorjahr 314 €. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in der Kostenzusammenstellung des Vorjahres gesagt habe, dass wir jetzt aus der Region der teuren Marinas auf den Kanaren in die Karibik kommen. Hier gibt es keine Marinas. Irrtum. Wir sind insgesamt viel zu viel in Marinas gewesen. Immer dann, wenn wir das Schiff im Grunde alleine gelassen haben, also als wir z.B. nach Deutschland geflogen sind. Oder als wir in Kolumbien viel gereist sind, war MariaNoa in der Marina.  Auch die Probleme mit den Rope Cuttern hat uns wiederholt zu einem Marina Aufenthalt gezwungen.

Marinas werden oft im Vorwege bezahlt, um sich einen Liegeplatz zu sichern. Im März haben wir bereits die Seru Boca Marina auf Curacao bezahlt, in der MariaNoa dann während unseres Deutschlandaufenthaltes im August gelegen hat. Dies erkennt man an den 1.309 €. Im Oktober haben wir Santa Marta in Kolumbien bezahlt und im Dezember die Bartholome Marina in Santo Domingo Dominikanische Republik.

Diesel

Für Diesel haben wir im Schnitt 109 € ausgegeben, im Vorjahr mit 112 € ziemlich denselben Wert. Ich denke, das wird sich so einpendeln. Wir versuchen natürlich so wenig zu motoren wie möglich. Aber es ist nie ganz zu vermeiden. Von Kolumbien zur Dominikanischen Republik hat so gar nichts gepasst, da war der Wind und die Strömung gegen uns und die Welle sowieso. Um einigermaßen Kurs halten zu können, mussten wir sechs Tage lang den Motor mitlaufen lassen. Die Tanks waren im Anschluss absolut leer und wir haben im Dezember in der Dominikanischen Republik einmal richtig vollgetankt. Einmal Volltanken bedeutet ca. 400 €.

Kommunikation

Kommunikation ist im Vergleich ein kleiner Wert. Im Mittel letzten Jahres 71 €, im Jahr davor 26 €. 2021 war deswegen sehr günstig, weil wir lange auf den Kanaren waren, welche bekanntlich zu Europa gehören. Wir konnten unsere vorhandenen SIM-Karten per Roaming wunderbar nutzen und hatten eigentlich keine Ausgaben. Das ist jetzt in der Karibik erheblich anders.

Es wird hier insofern Veränderungen geben, dass unter uns Seglern aktuell eine Art Epidemie herrscht. Alle kaufen Starlink, um endlich von dem Thema unabhängig zu sein, wo kriege ich eine SIM-Karte, wie kann ich überhaupt online gehen, wenn ich in ein neues Land komme. Wo oder wie kann ich auch mal größere Datenmengen bewegen, zum Beispiel meine Youtube Filme. Wie lade ich die hoch oder wie kann ich diese online bearbeiten. All dies soll möglichst bald vorbei sein.  Es wird eine massive Veränderung, vielleicht eine geringe Kostensteigerung aber vor allen Dingen eine Nutzungsänderung geben.

Visa, Einklarieren, PCR-Test

Die Kosten für das Ein- und Ausklarieren in die jeweiligen Länder, sowie eine Zeit lang die geforderten Covid19-Tests, halten sich trotz der sehr vielen Länder, die wir bereist haben, insgesamt in Grenzen.  Der große Ausreißer ist hier der August als wir in Deutschland waren und versucht haben, für die Vereinigten Staaten ein sogenanntes B1/B2 Visum zu beantragen. Um einen Interviewtermin zu vereinbaren, mussten im Vorwege 360 € bezahlt werden. Der Termin, den wir dann angeboten bekommen haben, lag außerhalb der Zeit, in der wir überhaupt in Deutschland waren. Also viel fehlinvestiertes Geld, das man auch nicht zurückbekommt. Wir haben uns sehr geärgert, machen aber im Moment gerade hier auf den Bahamas den zweiten Anlauf in die amerikanische Botschaft in Nassau zu kommen.

Sonstiges

Immer wenn man nicht weiß, wo man eine Ausgabe unterbringen soll, kommt sie in die Rubrik Sonstiges. Hier fällt der Dezember auf, in dem wir in der Dominikanischen Republik waren. Hier sind zwei Dinge angefallen. Zum einen haben wir nach unserem Besuch bei Plan eine Spende getätigt. Diese Spende haben wir unter Sonstiges verbucht – wo sollten wir sie auch sonst eintragen. Außerdem haben wir auf Vorrat Gastgeschenke gekauft. Und zwar Plan-Flaggen, die wir in zukünftigen Ländern mit Plan-Programmgebieten als Gastgeschenk mitbringen wollen. Im Mittel beläuft sich die Rubrik Sonstiges auf 438 € im Vorjahr auf 490 €. Tatsächlich ist mal etwas günstiger geworden.

Lebenshaltungskosten

Fassen wir die einzelnen Rubriken zusammen. Die sogenannten Lebenshaltungskosten liegen jetzt im Mittel bei 2.736 € für zwei Personen pro Monat. Im Jahr davor waren es 2.481 €. Ich weiß noch genau, wie ich in der Abrechnung des Jahres 2021 im Film #34 gesagt habe, dass ich von 2.500 € unbedingt auf 1.500 € runter will. Der Wille ist definitiv auch noch da aber das Vermögen eben nicht. Wir haben dann doch einen gewissen Anspruch an die Art zu reisen, wie viel wir vom Land sehen wollen. Wie viel Geld gibt man für Mietwagen aus – in Kolumbien sogar für Flüge? Ich kann mir nicht vorstellen, um den Globus zu segeln und nichts zu sehen. Da segle ich dann lieber nur halb um den Globus und habe diese Hälfte dann auch wenigstens genießen und sehen können.

Schiff + Versicherung

Nach den Lebenshaltungskosten kommt das nächste Thema die Kosten für das Schiff. Die Kosten fürs Schiff liegen pro Monat bei 1.706 € – im Vorjahr bei 1.650 € – und setzen sich zusammen aus einem großen Posten der Versicherung und einigen großen Posten für Ersatzteile. So hatten wir im letzten Jahr vor allen Dingen einen Rope Cutter und einen Propeller neu anzuschaffen. Diese Ausgaben fielen in den März. In diesem Monat ist auch die Versicherung zu zahlen. Insofern war das ein absolut teurer Monat. Im Oktober haben wir die Batterien gekauft, die dann wesentlich später geliefert wurden.

Lebenshaltungs- und Schiffskosten

Wenn man die Lebenshaltungs- und die Schiffskosten aufaddiert, entsteht ein Betrag, bei dem ich erstmal schlucken muss. Die Gesamtkosten liegen bei 4.442 € pro Monat, im Vorjahr bei 4.131 €. Dass hier kein wesentlicher Unterschied ist, bedeutet, dass hier von Einsparungspotenzial keine Spur ist. Es wird eher teurer, weil das Leben generell in der Karibik oder später vielleicht sogar im Pazifik teurer ist als auf den Kanaren. Insbesondere die Schiffsversicherung wird erheblich steigen. Wenn man wie wir ein gewisses Gesamtbudget zur Verfügung hat und dies durch 4.442 € teilt, kann man leicht errechnen, wie lange die Reise geht. Da habe ich dann schon Sorge, ob wir um den Globus überhaupt rumkommen werden.

Resumèe

Was ist in den erfassten Kosten nun nicht enthalten und kommt gegebenenfalls noch oben drauf? Hier schlagen insbesondere Flüge nach Deutschland und dann auch das Leben in Deutschland zu Buche. Außerdem hat jeder von uns Kosten in Deutschland, die sehr unterschiedlich sein können. Kontoführungskosten sind da noch die geringsten. Viel teurer kommen die deutsche Krankenversicherung und persönliche Verbindlichkeiten wie z.B. unterhaltspflichtige Kinder.

Das war die Zusammenfassung der Kosten aus dem letzten Jahr 2022 und ich freue mich in einem Jahr dann 2023 auszuwerten. Wir werden weiter akribisch jede Ausgabe verbuchen. Insbesondere per Kreditkarte getätigte Einkäufe sind da nicht ganz einfach.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Frauke und Thomas

    Hallo Brigitta
    Hallo Hannes
    Einen ganz großen Dank für diese Auswertung und Veröffentlichung eurer Kosten.
    Auch wenn wir in einer anderen Liga unterwegs sind ist es sehr hilfreich diese Zahlen zu sehen.
    Vor allem wegen der damit verbundenen Grundsatzfragen.
    Bleibt gesund !
    Liebe Grüße von der Walkabout
    Frauke und Thomas

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