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Die ideale Yacht

  • Beitrags-Kategorie:Technik
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Richtig, die ideale Yacht gibt es nicht. Ideal für wen? Ideal für was? So unterschiedlich wie die Eigner sind und so unterschiedlich wie die Nutzungen sind, so unterschiedlich werden die Yachten sein.

Als wir im letzten Jahr unsere MariaNoa bestellten und ausstatteten, haben wir natürlich versucht, eine Serienyacht für unsere Pläne zu idealisieren. Darüber hinaus haben wir umfassende individuelle Ausrüstung angeschafft. Alles vom grünen Tisch aus. Und dafür, dass wir kaum Vorlauf hatten und keine Erfahrungen mit Vorgängeryachten ist uns das ausgesprochen gut gelungen – quasi eine Punktlandung. Heute soll es um die Dinge gehen, deren Notwendigkeit in den ersten Nutzungsmonaten entstanden, die die MariaNoa ein Stück weiter zu unserer „Idealen Yacht“ verändert haben. Hierbei ist der Werkzeugkoffer zu meiner wichtigsten Anschaffung geworden.

Anker

Määäääp, määäääp, määäääp dröhnt der Ankeralarm gegen Mitternacht in unserer ersten Ankernacht. Entgegen allen Windvorhersagen pfeift ein starker Ostwind, treibt unsere MariaNoa quer durch die Bucht vor La Graziosa und zieht den Anker hinter sich her. Der Lewmar Delta 20 ist Standardausstattung von Lagoon für den 40 Fuß Katamaran und meines Erachtens viel zu klein. In der Optionsliste des Herstellers gibt es keine Alternative, deshalb haben wir dies auch nicht hinterfragt. Fahrfertig schätze ich unseren Katamaran auf knapp 14 Tonnen. Ein 14 Tonnenschiff und ein 20 kg Anker, das ist schon optisch ein Wiederspruch. Wir haben daher kurzerhand einen Rocna 33 nachliefern lassen und fühlen uns jetzt angemessen ausgestattet.

Wassermacher

„Forbidden access while underway“ steht auf einem gelben Aufkleber auf den Motorraumdeckeln. Zunächst nahezu unsichtbar, da von der Seeseite angebracht. Aber eben wahr so wahr! Die niedrigen Stufen zum Wasser an den Rumpfenden unserer Lagoon 40 sehen auf jeder Messe und im Hafen sehr schick aus. Auf dem Atlantik unterwegs wird einem Angst und Bange, um nicht von einer Fehlkonstruktion zu sprechen. Denn Wellen steigen generell von achtern ein und überspülen die Motorräume. Schon so kann man nur beten, dass keine kleinen Wassermengen in die mit Elektrik vollgestopften Motorräume eindringt. Die Vision, dass bei offenem Motorraumdeckel sich unterwegs eine Welle in die Motorräume ergießt, ist eine Horrorvision. Eben in diese Motorräume wird von Lagoon der Wassermacher mit seinem Bedientableau montiert. Da ein Wassermacher nicht nur ein- und ausgeschaltet wird, sondern wiederholt nachreguliert werden muss, ist dessen Benutzung unterwegs ausgeschlossen. Und gerade unterwegs braucht man ihn ja. Wir haben daher das Bedientableau zur Schiebetür zum Salon verlegen lassen und können nun endlich unterwegs Wasser machen.

Autopilot backup

Gürtel und Hosenträger! Was passiert, wenn mitten auf dem Atlantik der Autopilot ausfällt? Die Vorstellung, tagelang Ruder zu gehen, ist ziemlich apokalyptisch. So haben wir unsere MariaNoa spiegelbildlich mit einem identischen zweiten Autopiloten ausgerüstet. Hoffen wir, dass wir ihn nie brauchen.

Waschmaschine

Sind Sie eine Frau oder ein Mann? Ganz gendermäßig wird für oder gegen die Notwendigkeit einer Waschmaschine an Bord diskutiert. Für mich war zu Beginn unseres Abenteuers Weltumsegelung eine Waschmaschine an Bord dekadenter Luxus. Aber steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein und ich habe kürzlich in die vordere Gästekabine eine 4 kg Maschine, eine Candy Aquamatic integriert. Erleichtert bin ich, wie wenig Strom und Wasser eine Waschmaschine verbraucht. Denn das Energiekonzept auf einen Generator zu verzichten und die Stromversorgung über eine zugegebenermaßen stattliche PV-Anlage zu gewährleisten, schränkt natürlich ein. Da haben wir ganz andere Verbraucher – s.u.

Elektroofen

Von unten schwarz ansonsten ungar! So sind unsere Erfahrungen mit einem Gasbackofen. Kurzum, wir sind mit ihm einfach nicht klargekommen. So haben wir schon früh einen Rommelsbacher Elektroofen besorgt und ihn freistehend wochenlang Probe laufen lassen. Mit Ober- und Unterhitze, Umluft und Zeitschaltuhr ein ganz anderer Ansatz als ein einfacher Gasofen. Nur wenige Monate alt habe ich kürzlich den Gasofen demontiert und gegen den Elektroofen getauscht – wunderbar. OffGrid müssen wir dessen Einsatz so terminieren, dass die PV-Anlage eine Chance bekommt, die Lithiumbatterien vor Sonnenuntergang wieder aufzuladen und möglichst nicht zeitgleich einen weiteren Stromfresser (Eisbox, Induktionsplatte, Waschmaschine) betreiben. Also kein Brotbacken am Abend.

Die Gas-3-Flammen-Herd übrigens betreiben wir gerne weiter. Mit unseren zwei 18 Liter Gasflaschen kommen wir hier ganz schön weit.

Fazit

Die ideal (ausgestattete) Yacht ist kein Zustand sondern ein Prozess. Wie war das noch mal mit dem Außengrill?

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