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zerschellt MariaNoa an der Hafenmauer?

Und plötzlich ist das Unwetter da. Mit 36 kn peitscht der Wind aus Nord auf unsere ungeschützt an einem Betonpier liegenden MariaNoa. Schnell bauen sich steile Wellen auf und MariaNoa springt auf und ab. Wir bringen zusätzliche Leinen aus, da die Klampen am Pier drohen aus dem Beton herausgerissen zu werden. Alle verfügbaren Fender werden zwischen MariaNoa und der scharfkantigen Pier gequetscht. Immer wieder wandern die Fender nach oben weg und müssen von uns erneut platziert werden. Hinter uns liegt ein Italiener. Sein kleiner Monohull droht an der Kaimauer zu zerschellen.

MariaNoa liegt in der Hemingway Marina. Früher sollen hier bis zu 90 Yachten gelegen haben, aktuell sind es 5. Der Tourismus in Kuba ist nach der Pandemie nicht wieder angelaufen. Die Anlage der Marina ist ungewöhnlich. Man liegt nicht an Schwimmstegen dicht an dicht, sondern großzügig längsseits der 4 Kanäle. Die wenigen Yachten aktuell liegen jedoch dicht beieinander, direkt vor dem Büro des Dockmasters.

Guardia Frontera

Von Key West kommend hatten wir in der Marina Gaviota Varadero einklariert. Der Prozess war freundlich und höflich. Bei jeder Bewegung von einer Marina zur nächsten, muss jedes Mal bei der Guardia Frontera aus- und wieder eingecheckt werden. So funktioniert eben ein sozialistischer Überwachungsstaat. Hier in der Marina Hemingway ist die Guardia Frontera besonders gründlich und filzt das Boot komplett. Die bereits verklebte Drohne wird erneut geprüft, die Fahrräder müssen aus der Tiefe der Backskiste geholt werden. Wir hatten gedacht, dass dies nur beim Ein- und ggf. beim Ausklarieren erfolgt und sind ziemlich genervt. Ich hasse es einfach, wenn jemand in meinen Unterhosen rumwühlt. Immer freundlich bleiben. Es fällt schwer.

Benzinknappheit

Kuba leidet unter der Benzinknappheit. Busse fahren nur sporadisch, Taxen sind sehr teuer, da häufig das Benzin auf dem schwarzen Markt besorgt werden muss. Es sind ca. 30 Autominuten in die Innenstadt von Havanna. So kommen wir nur zweimal insgesamt in die Innenstadt, allerdings beide Male stilecht mit einem der pinkfarbenen Cabrios aus den 50-er Jahren.

freitags ist Markttag

Im benachbarten Stadtteil Jaimanitas ist freitags Markt. Hier können wir unseren Bedarf nach frischem Obst und Gemüse decken. In Kuba ist alles „Bio“, da dem Land das Geld für Dünger und Pestizide fehlt.

Innenstadtführung

Wir haben eine kostenlose fußläufige 2 ½- stündige Innenstadtführung gebucht, wobei diese nicht kostenlos ist, da ein angemessenes Trinkgeld fest eingeplant ist. Treffpunkt ist der auffällige Kapok-Baum mitten im Parque de la Fraternidad. Gleich gegenüber liegt das Capitolio, welches hervorragend saniert ist und wie neu wirkt. Auch Details wie der Terrazo auf den Bürgersteigen und die Kandelaver sind vom Feinsten. Unser Weg führt uns an dem Standbild des kubanischen Nationalhelden Jose Marti vorbei. Der Parque Central und die hier angesiedelten 5 Sterne Hotels sind ebenfalls perfekt saniert. Schaut man jedoch in die Nebenstraßen sieht man schnell, dass Havanna verfällt. Es gibt eben kein privates Kapital, das hier im Stadtbild investiert wird. Unser Weg führt zur Kathedrale der Jungfrau Maria und einer weiteren Basilika des Franz von Asisi. Insgesamt ist die Altstadt von Havanna weitläufiger als wir dachten, die Straßen sind prächtig und die Plätze großzügig. Die Altstadt ist UNESCO Weltkulturerbe und ich hoffe sehr, dass politisch und wirtschaftlich Zeiten kommen werden, die den Verfall stoppen und diese wunderschöne Stadt für zukünftige Generationen erhalten werden.

15.000 Oldtimer

In Kuba gibt es noch 15.000 Oldtimer, die zum Großteil ganz normal im Alltag genutzt werden. Die prächtigen Cabrios stehen in der Altstadt für Touristen bereit und sind nicht viel teurer als normale Taxen. Der Preis für eine Fahrt wird aktuell sowieso durch den Spritpreis bestimmt, was jede Fahrt mit jedem Auto teuer macht. Per App wird jedem Fahrzeug eine definierte Menge Benzin zugewiesen, die Wartezeiten sind für die Fahrer endlos. Verdient man sein Geld mit Autofahrten ist man gezwungen neben der rationierten Treibstoffmenge auf dem Schwarzmarkt zuzukaufen. Das treibt die Preise nach oben. Die meisten Oldtimer sind Chevrolets. Wir ergattern einen selten Buick Mercury von 1957 um zu MariaNoa zurückzukehren. So begeistert wir von dem Cabrio sind, so begeistert ist unser Fahrer von MariaNoa und würde am liebsten tauschen.

Fusterlandia

Fußläufig von der Marina liegt der Ortsteil Jaimanitas. Hier hat der 1946 geborene Künstler José Rodríguez Fuster sein Haus fantasievoll mit bunten Kacheln geschmückt – das Fusterlandia ist entstanden und kann besichtigt werden. Die Arbeiten Fusters hat in die angrenzenden Straßen ausgestrahlt, bis hin zur Bushaltestelle. Eine fantasievolle bunte Welt in einer sonst grauen Nachbarschaft.

Highlights von Havanna

Wir machen eine Cabriotour zu einigen Highlights von Havanna. Egal wo wir anhalten, jedes Mal sammeln sich die auffälligsten Oldtimer zu einem bunten Schaulaufen. Mitten in der Stadt liegt überraschenderweise ein Regenwald. Die Bäume sind von Schling- und Schmarotzerpflanzen überwuchert. Am Fluss liegen jede Menge Federn, denn hier ist seit alters her eine Opferstätte.

Plaza de la Revolution

Auch am Plaza de la Revolution versammeln sich die wunderschönsten Cabrios. Auf diesem Platz hat Fidel Castro seine berühmt berüchtigten stundenlangen Reden gehalten. Man sieht ihn quasi am Rednerpult stehen.

Hemingway

Wir hatten in Key West bereits das Hemingway Museum besucht und freuen uns schon sehr auf das kubanische Ponton. Hier hat Hemingway 20 Jahre mit seiner3. Ehefrau Marta Gellhorn gelebt. Das Anwesen ist wesentlich weitläufiger als das in Florida, die Einrichtung ist original. Wir haben das Gefühl Hemingway ist nur gerade mal zum Fischen oder in seiner Stammkneipe Floridita. Führungen gibt es hier leider keine, dafür ist der Eintritt wesentlich günstiger.

Zum zweiten Mal steht ein pinkfarbenes Traumcabriolet vor MariaNoa – sehr fotogen.

Vinales

Wir fahren 2 Tage nach Vinales. Neben der bezaubernden Natur gibt es hier viel Interessantes über den Anbau von Tabak und Kaffee zu lernen. Zünftig – fast wie echte Cowboys – reiten wir ins Valle de Vinales. Hier ist die Zeit endgültig stehen geblieben. Ochsen, immer zwei zu einem Gespann mit den Hörnern zusammengebunden, ziehen den Pflug. Die Menschen reiten wie wir auf Pferden, Straßen gibt es hier nicht. Wir besichtigen eine Höhle. Hier gibt es kein Licht – außer der Taschenlampe des Führers. Wir stolpern ein wenig durch die Finsternis und kommen an einem Becken mit Süßwasser an. Hier kann man baden. Da es sich aber um ein stehendes Wasser handelt, lassen wir das lieber.

Zigarren

Auf einer Farm erklärt uns der Farmer ausführlich den Anbau von Tabak und die Herstellung von Zigarren. Welche Blätter für welchen Geschmack richtig sind und welches Blatt für das Einrollen genutzt wird. Mit der Qualität des Tabaks und der Verarbeitung steigt der Stückpreis von 4 Dollar auf 100 Dollar. Nur im Pack gebündelte Zigarren dürfen exportiert werden. Natürlich paffen wir zur Probe eine echte kubanische Zigarre – es ist ein bisschen wie in einer Opiumhöhle. Wir kaufen selbstgemachten Rum und Honig – Zigarren würden wir eh nicht rauchen.

Punta de Antonio Los Morros

Wir verabschieden unseren Besuch bei einem Dinner und brechen zu einem 3-Tages-Törn zur Westspitze von Kuba auf. Hier wollen wir ausklarieren und zur Isla Mujeres in Mexiko übersetzen. Es geht kein Wind. So motoren wir die ganze Strecke, abwechselnd immer nur mit einer Maschine um Diesel zu sparen. Mittags steigt der Wind auf 10 kn und wir setzen die Segel. Das sieht dekorativ aus, bringt aber nicht viel. Wir ankern hinter mit Mangroven bestandenen Inseln und erleben bezaubernde Sonnenauf- und -untergänge.

Unwetter

Und plötzlich ist das Unwetter da. Mit 36 kn peitscht der Wind aus Nord auf unsere ungeschützt an einem Betonpier liegenden MariaNoa. Schnell bauen sich steile Wellen auf und MariaNoa springt auf und ab. Wir bringen zusätzliche Leinen aus, da die Klampen am Pier drohen aus dem Beton herausgerissen zu werden. Alle verfügbaren Fender werden zwischen MariaNoa und der scharfkantigen Pier gequetscht. Immer wieder wandern die Fender nach oben weg und müssen von uns erneut platziert werden. Hinter uns liegt ein Italiener. Sein kleiner Monohull droht an der Kaimauer zu zerschellen. Wir spendieren zwei Fender und retten buchstäblich das kleine schlecht ausgerüstete Boot. Wir sind erschöpft und platschnass. MariaNoa hat die Attacke gut überstanden.

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