Wir kommen von Ua-Pou in den Marquesas und kommen nach einer über 3-tägigen Anreise, genauer gesagt nach 77 Stunden, Punkt 11:00 Uhr vor der Passage an – Zufall.
Der Film zum Blogbeitrag: https://youtu.be/Heq_B5I2F4w
Slacktime
Der „Guestimator“ hat für Raroia unserem ersten Atoll in den Tuamotos eine Slacktime für 11:00 Uhr vormittags berechnet. Slacktime ist, wenn die Tiden bedingte Strömung in der Zufahrt zum Atoll bei Flut oder Ebbe kippt, also nahe 0 ist. Wir kommen von Ua-Pou in den Marquesas und kommen nach einer über 3-tägigen Anreise, genauer gesagt nach 77 Stunden, Punkt 11:00 Uhr vor der Passage an – Zufall. Per VHF hatten wir eine Yacht angerufen, die bereits um 09:00 das Atoll verließ und eine weitere gegen 10:00 Uhr. Die erste meldet incoming water 3 kn die zweite incoming water 2 kn. Wir erwarten daher für MariaNoa kaum noch Strömung in Fahrtrichtung in Raroia. Die in Tiefe und Breite sowieso komfortable Zufahrt gelingt daher ganz entspannt. Für die Fahrt zur Anchorage im Norden haben wir auf dem Tablet in Open CPN eine Trackline eines anderen Schiffes bekommen. Das hilft ungemein durch das Labyrinth aus Korallenblöcken, die bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Eyeball-Navigation ist natürlich dennoch oberstes Gebot. Es ist Mittag, die Sonne steht hoch und die Sicht ist super. Nach 1 ½ Stunden fällt der Anker vor einer paradiesischen Kulisse aus Palmen bestandenen Motus, den wie auf einer Perlenkette aufgereihten Inseln der Riffkante.
Guestimator
Es gibt nur wenige Tidenstationen in den Tuamotus. Flut und Ebbe treten zudem zu vollkommen verschiedenen Zeiten in den Atollen auf. Deshalb haben ambitionierte Mitsegler den s.g. „Guestimator“ entwickelt und ihn mit Basisdaten hinterlegt. So kann jeder Neuankömmling für fast jedes Atoll die Slacktime sowie die Strömungsintensivität abschätzen. Aber eben nur abschätzen. Am Ende des Tages bedarf es viel Geduld sowie genaue Beobachtung der Situation vor Ort.
Landausflüge
Wir machen so gerne Landausflüge. Unser Dingy parken wir mit einem Sternanker im flachen Wasser. Zur Innenkante sind die Motus Palmen bestanden und haben herrliche Strände. Ein pittoreskes Südseemotiv reiht sich ans nächste. Wir haben die Inseln und die Strände allein für uns. Schwarzspitzenriffhaie ziehen am Ufer entlang und tummeln sich mit dutzenden Schiffshalterfischen unter MariaNoa.
Kokosnüsse
Wir verbringen Nachmittage damit, Kokosnüsse zu sammeln und zu entmanteln. Ein früherer Segler hat eine Spitzhacke vergraben. Mit dieser geht die schwere Arbeit wesentlich leichter. Kann man sich einen schöneren Zeitvertreib auf einem Südseeatoll vorstellen?
Riffkante
Um so weiter wir Richtung Außenkante der Motus vordringen, um so karger wird die Landschaft. Gegen die Riffkante brandet schließlich der Pazifik. Hier fällt die Unterwassertopografie steil auf 1.000 – 2.000 m ab. Unvorstellbar! Wir befinden uns also auf der abgeflachten Oberkante eines steilen Vulkankegels, der mehr oder weniger zufällig auf Meereshöhe endet.
Luftaufnahmen
Einigen paradiesisch windstillen Ankertagen, folgt eine Woche mit Wind bis 30 kn und Winddrehern einmal rund um den Kompass. So schaut MariaNoa innerhalb dieser Tage nahezu einmal in jede Richtung. In einer Anchorage mit jeder Menge s.g. Bombies also Korallenblöcken ist das gar nicht gut. Windschutz gibt es hier keinen, nur die Wellen, der Schwell hält sich in Grenzen. Nur an einem Tag ist es nahezu windstill. An diesem Tag entstehen die faszinierendsten Luftaufnahmen mit unserer Drohne. Habe ich es schon erzählt? Mein Controller der Drohne hatte von einem zum anderen Tag den Geist aufgegeben. In einer WhatsApp-Gruppe fand sich tatsächlich eine Mitseglerin, die mir ihren alten Controller schenkte und per Post in den Marquesas zusandte. Herzlichen Dank noch mal.
Schwarzspitzenriffhaien
Das Wasser ist sauber und klar. Dennoch lädt es leider nicht zum Baden ein. Unter MariaNoa tummeln sich Dutzende s.g. Schiffshalterfische, die sich auch gerne mal an einem Menschen festsaugen. Zusätzlich wird MariaNoa von Schwarzspitzenriffhaien jeder Altersklasse umkreist. Schöne Tiere aber ab einer gewissen Größe Respekt einflößend. Die Ratio sagt, dass wir nicht ins Beuteschema dieser Haie passen. Emotional gesehen, probieren wir das lieber nicht aus.
grüner Bart
MariaNoa hat von den langen Pazifikpassagen am Wasserpass einen grünen Bart. Wir müssen dringend etwas tun. Wegen der Haie und der Schiffshalterfische können wir aber nicht mal so ums Schiff ins Wasser springen. Wir probieren es daher vom Dingy aus. Die grüne klebrige Masse ist zudem hartnäckig, was sehr anstrengend und wenig ergiebig ist.
Kon Tiki
Wir ziehen weiter in die KonTiki-Anchorage. Erneut nutzen wir einen Track eines Seglers und fädeln uns sicher zwischen den Korallenbergen, die aus 15-40 m Tiefe senkrecht bis zur Wasseroberfläche aufsteigen, hindurch. Hier ist 1947 Thor Heyerdahl und seine Mannschaft auf seinem Floss KonTiki gestrandet. Nach einer Woche auf dem damals vollkommen einsamen Motu wurden die Seeleute von den Einheimischen auf der anderen Seite des Atolls gerettet. Thor Heyerdahl hatte bewiesen, dass eine Besiedlung der Südsee von Peru aus möglich gewesen wäre.
Flautentag
Hier wird uns der zweite Flautentag beschert. Diesmal lassen wir unsere Drohne direkt von MariaNoa aus starten und auch landen. Eine echte Landung verweigern die Abstandssensoren der Drohne allerdings – da hilft nur ein beherzter Griff. Ich drehe die Drohne auf den Rücken und die Rotoren bleiben unmittelbar stehen.
Aufbruch
Die 2 Wochen in Raroia sind wie im Fluge vergangen. Wir wollen weiter nach Makema. Slacktime ist dieses Mal für 16:00 Uhr angesagt. Wir treffen eine halbe Stunde zu früh ein, erfahren aber von einer anderen Yacht, die soeben durch die Passage gefahren ist, dass sie noch 8 kn outgoing current hatte. Gut zu wissen. Wir drehen noch eine Stunde Kreise bevor wir uns in die Passage trauen. Auch wir treffen noch auf 4 kn outgoing current. Die stehenden Strömungswellen außerhalb des Atolls sind riesig. Gut dass wir uns rechts vorbei mogeln können.
Logge
Es ist mal wieder so weit. Beim Motoren durch das Korallen bespickte Südseeatoll zur Kon Tiki Anchorage habe ich festgestellt, dass die Logge mal wieder nicht geht. Wir haben keine Angaben für die Fahrt durchs Wasser. Beim Motoren ist das egal aber beim Segeln, kann ohne diese Angabe kein Wahrer Wind TWS berechnet werden. In dem Rädchen der Logge hat sich gewiss wieder eine kleine Muschel eingenistet und blockiert sie. Die Logge muss gereinigt werden. Von außen gelingt das in der Regel nicht und schon gar nicht, wenn wunderschöne Schwarzspitzenriffhaie um einen kreisen. Daher muss ich sie von innen ausbauen und vorübergehend einen Blindstopfen montieren. Nach der Reinigung erfolgt der Arbeitsgang in umgekehrter Reinfolge. Zweimal strömt also ein Schwall Meerwasser ins Schiff. Jedes Mal stockt mir der Atem. Ich hasse das.