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San-Blas-Inseln Zu Gast im Land der Kuna-Indianer

Nach anstrengenden Monaten rund um die Reparatur unserer MariaNoa und einer insgesamt 12-tägigen Überfahrt sind wir endlich im Sehnsuchtsziel San-Blas-Inseln in Panama angekommen. Wir sind zu Gast im Land der Kuna-Indianer.

Guna Yala

Das autonome Gebiet Guna Yala auf der Atlantikseite Panamas erstreckt sich östlich des Kanals bis hin zur kolumbianischen Grenze. Wir nennen dieses Gebiet mit 365 Inseln San-Blas-Inseln.

Kuna

Die Kuna flohen aufgrund der spanischen Invasion im 17. Jahrhundert auf diesen Archipel und kämpften später gegen die Spanier an der Seite anderer Kolonialmächte. Schließlich widersetzten sie sich erfolgreich Panamas Regierung in blutigen Auseinandersetzungen und konnten 1930 das autonome Gebiet Kuna Yala gründen.

Ursprünglich trugen die Ureinwohner der San-Blas-Inseln kaum Kleidung und schmückten ihre Körper mit bunten Verzierungen. Missionare animierten sie dann aber dazu, Kleidung zu tragen, so dass sie schließlich ihre Kleidung, die Molas, mit den Mustern ihrer Körperbemalungen gestalteten.

Die Gemeinschaft der Kunas lebt im Matriarchat. So lebt z. B. der Ehemann nach der Heirat in der Familie der Frau. Die Kuna haben eine eigenständige Stammessprache und eine Fahne, auf der ein umgedrehtes Hakenkreuz den Oktopus symbolisiert, der der Sage der Kuna nach die Welt erschaffen hat.

Bis heute leben die Kuna überwiegend von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Sie treiben Handel mit Fisch, Langusten, riesigen Krabben und Kokosnüssen. Darüber hinaus vertreiben sie ihre bunten Molas, die weit über die Grenzen Panamas hinweg berühmt sind und an denen bis zu sechs Monate gearbeitet wird. Diese kunstvolle Form der Applikations-Stickerei entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Congreso General

Die San Blas Inseln sind von den Kuna selbstverwaltet. Wir klarieren daher auf Porvenir im s.g. Congreso General ein und erhalten für einen Monat ein Cruising Permit. Darauf hin segeln wir kreuz und quer durch Kuna Yala.

Wir haben zwei Probleme. Erstens sind unsere Dieseltanks nach der langen Überfahrt leer und zweitens funktioniert unser Wassermacher nach dem Blitzeinschlag immer noch nicht. Laut Congreso General sollen wir auf Acquadup beides erhalten.

Inseln

Die San-Blas-Inseln sind das, was wir uns postkartenmäßig als Karibikinsel vorstellen. Kleine Sandinseln mit vorgelagerten Riffen und großen Palmen. Einige Inseln wie Acquadup, Azucar und Nargano sind flächendeckend von Kuna-Communities besiedelt. Die meisten der 365 Inseln sind jedoch un- bzw. nur temporär bewohnt.

Wir lieben Strandspaziergänge. Kleinere Inseln umrunden wir in 10 Minuten, auf größeren dauert es auch mal länger. Meist ist dies barfuss im flachen warmen Wasser möglich. Alternativ geht es über abgebrochene Palmwedel und heruntergefallene Kokosnüsse.

Ankerplätze

Wir finden bei sehr gutem Ankergrund windgeschützte, schwellfreie Ankerplätze. Meist fallen die Inseln sehr schnell sehr tief ab ins Meer. Gerade mit einem Katamaran kann man daher extrem dicht an den Strand heranfahren. Da abweichende Winde der vorherrschenden NNO-Strömung nicht zu erwarten sind, muss ein Schwoien auch nicht besonders berücksichtigt werden. Man kann windgeschützt in Lee der Inseln ankern oder aber zwischen den Riffen schwell- aber nicht windgeschützt.

Segeln

Die Distanzen zwischen den Inseln sind gering, sodass die Anchorage jeweils in Minuten bis zu einer Stunden gewechselt werden kann. Die Segel setzen wir nur vereinzelt – es lohnt sich eigentlich nicht. Weil wir sie für die Pazifikpassage testen wollen, machen wir uns jdoch trotzdem die Mühe. Das kann hektisch werden, denn nach dem z.T. widrigen Setzen unseres Großsegels, kann dieses unmittelbar wieder geborgen werden. Wir sind nämlich schon fast da. Zu Testzecken versuchen wir sogar den Parasailor zu setzen. Für das Klarieren einer vertörnten Leine, ist jedoch keine Zeit und wir brechen ab.

Versorgung

Die Versorgungslage in den San-Blas-Inseln ist, sagen wir mal, nicht existent – zumindest wenn man einen Supermarkt, Baumarkt oder eine Tankstelle vor Augen hat. Hieraus machen die Kuna ihr Geschäftsmodell. Sie versorgen die ankernden Boote mit Ihren Einbäumen oder Landchas mit Obst und Gemüse, Lobster, Fisch und Riesenkrabben, sogar mit Diesel und Wasser. Wir haben Kontakt zu Yuriko, die in Panama City für uns einkaufen geht und diese Einkäufe bis ans Boot liefern lässt – bis hin zur Starterbatterie. Unser größtes Problem ist, dass nach wie vor der Wassermacher kaputt ist und Kuna und Mitteleuropäer unter Trinkwasser etwas anderes verstehen. Für das Duschwasser kennen wir inzwischen in Azugar und Nargana Anlegestellen mit Wasserhahn. Trinkwasser schnorren wir von anderen Schiffen oder lassen es liefern.

Acquadup

Auf Acquadup gibt es weder Diesel noch eine Wasserleitung. Acquadup ist eine von einer Kuna-Community vollständig besiedelte Insel. Gerne werden wir herumgeführt, werden dem Dorfältesten vorgestellt und Zeuge eines Reinigungsrituals eines12-jährigen Mädchens. David ukrainischer Abstammung und aus den USA ist Missionar und inzwischen im Dorf verheiratet. Er genießt es Englisch reden zu können und stellt uns viele Dorfmitgliedern vor. Für uns ist diese Begegnung mit den indigenen Ureinwohnern eine Reise in die Vergangenheit. Diesen freundlichen Menschen so nah kommen zu dürfen, erfüllt uns mit Demut. David hat einen Wassermacher und verspricht uns für den nächsten Morgen Trinkwasser zu produzieren.

Banedup

Hier auf Banedup in den Holanse Cays haben wir kein Versorgungsproblem. Hier betreibt Ibin sein Beach Restaurant. Ibin war Koch auf einem Kreuzfahrtschiff und präsentiert eine überraschend anspruchsvolle Küche. Hier wollten wir eigentlich Silvester feiern. Einen Monat später haben wir es nun doch hierher geschafft und genießen die ganz besondere Atmosphäre.

Mit dem Inselnamen Banedup kann vielleicht nur der San-Blas-Routinier etwas anfangen. Spricht man jedoch von den Holandes Cays oder sogar vom Swimmingpool weiß jeder Bescheid. Spätestens wenn man von Ibins Beach Restaurant spricht, wird jeder aufmerksam. Auch wir hatten hier an der berühmten Silvesterfeier teilnehmen wollen. Nun sind wir doch hier – wenn auch verspätet.

Diesel

Ein Stückweit haben wir die Sorgen des Blitzeinschlages in Guatemala vor einem halben Jahr mit hierher genommen. Nachdem auch die zweite Starterbatterie den Dienst quittiert hat, muss eine neue organisiert werden. Batterien sind in Panama absurd teuer.

Der Diesel ist backbord und steuerbord nahezu alle. Ein Kuna-Boot transportiert uns 350 Liter Diesel bis zu MariaNoa – herzlichen Dank für diese Aktion.

Frischwasser und Trinkwasser

Aber unser größtes Problem ist die Frischwasserversorgung. Durch den Blitzeinschlag hatten wir vor der ungeplanten halbjährigen Produktionsunterbrechung die Membranen weder spülen noch konservieren können. Nach Wiederinbetriebnahme produzierte unser Wassermacher im Süßwasser zwar noch merkwürdig schmeckendes und riechendes Frischwasser, nicht aber im Salzwasser. Wir versuchten die Membranen auszubauen und irgendwie zu spülen – vergeblich. Dringend bestellte ich daher beim Hersteller die benötigte Ersatz-Unit. Aber wenn man etwas dringend, sehr dringend, benötigt, dauert es um so länger. Vor knapp vier Wochen habe ich mit dem Hersteller das erste Mal Kontakt aufgenommen. Aktuell stecken die Ersatzteile beim amerikanischen Zoll in Jacksonville Kentucky fest – und wir haben nichts zu trinken.

Not macht erfinderisch. Wie schon den Diesel lassen wir uns 300 Liter für unseren Frischwassertank liefern. Ein mächtiger Aufwand, für vergleichsweise kleines Geld. So wollen die geschäftstüchtigen Kunas die Aktion auch nicht wiederholen – es lohnt sich einfach nicht. Social Media weiß zu helfen. So erfahren wir, dass es in Azucar einen Betonsteg mit einem Wasserhahn gibt. Beim ersten Versuch müssen wir unverrichteter Dinge umkehren. Die Wasserleitung auf dem Meeresgrund zwischen Festland und der Insel Azucar ist zerstört. Die Kuna sind gerade dabei mit einer Kette von Einbäumen die Leitung wieder herzustellen. Am nächsten Tag kommen wir wieder. Das kostbar Nass sprudelt diesmal aus der Leitung und in unseren trockenen Tank. Seit einigen Tagen hatten wir inkl. unsrem Besuch nur noch mit Salzwasser geduscht. Auch in Nargana gibt es eine vergleichbare Tankmöglichkeit.

Tankwasser ist für uns aber kein Trinkwasser. Wir schnorren bei drei befreundeten Yachten und füllen unsere Flaschen. Außerdem kaufen wir Trinkwasser in Panama City ein und lassen es mit anderen Lebensmitteln bis ans Boot liefern.

Dupwala
Dupwala

Coco Bandero Cays

Die Coco Bandero Cays sind ein ganz besonderer Ort. Hier zwischen den drei kleinen Inseln mit den unaussprechlichen Namen Dupwala, Guartadup und Olosicuidup liegen wir ganz besonders geschützt und in einer traumhaften Kulisse. Ob es Zufall ist? Auf jeden Fall ankern hier aktuell einige Familienkatamaranen, die mit vielen Kindern und einigen Hunden die Atmosphäre fröhlich prägen.

Guartadup
Guartadup

Irgendwie ist ständig etwas los, die verschiedensten schwimmenden Utensilien ziehen an uns vorbei und am Abend werden Lagerfeuer entzündet. Wir machen die drei Insel Tour. Jeweils sind es nur wenige Minuten, um die jeweilige Insel zu umrunden.

Olosicuidup
Olosicuidup

Eigentlich sind es vier Inseln. Tiadup ist jedoch von den steigenden Wasserspiegeln und den stärker werdenden Unwettern der Klimaveränderung schon fast weggespült worden. Auch die anderen drei Inseln zeigen deutliche Erosionsspuren. Auf dem Cover des Eric Bauhaus prangt eine Luftaufnahme der Coco Bandero Cays. Die Entwicklung der letzten Jahre ist mehr als deutlich zu erkennen.

Rio Dablo

Der Rio Dablo mündet mit zwei Flussarmen in der Nähe von Yandup (Nargana) bzw, Akuanasatupu (Carazon de Jesus) ins Meer. Vor dem Flussdelta hat sich wie bei Flüssen mit niedriger Fließgeschwindigkeit typisch eine Barre aus Sedimenten gebildet. Wir müssen unser Dingy verlassen und es darüber in das schnell wieder tiefer werdende Flussbett ziehen.

Der Rio Dablo ist ein echter Dschungelfluss. Zunächst fahren wir unter einem Dach der riesigen Bäume, deren Luftwurzeln bis zu uns herabhängen. Ab der Flussgabelung wird der Fluss größer und weiter. Trotzdem müssen wir ständig aufpassen nicht an einem der unter der Wasseroberfläche befindlichen Baumstämme hängen zu bleiben.

Ab und an kommen uns Boote entgegen, die von einer Quelle Trinkwasser holen. Auch gibt es hier Grabstätten entlang des Flusses, die wir mit Respekt und ohne Motor passieren.

Esnasdup

Esnasdup gehört eher zu den unbekannteren, zu den weniger besuchten Inseln. Sie ist unbewohnt und ist wild und rau. Überall versperren Berge von heruntergefallenen Palmwedeln den Weg. Am Strand liegen die angeschwemmten Wurzeln von Baumriesen, die es auf irgend einem Weg aus dem Dschungel bis hierher geschafft haben.

Swimmingpool

Wir kommen von Süden. Hier liegt der Dreimast-Klipper Stad Amsterdam. Das im Jahre 2000 fertig gestellte luxuriöse Segelschiff mit stählernem Rumpf und Vollschiff-Takelung fährt unter niederländischer Flagge um die Welt. Nächstes Etappenziel ist San Franzisco – dann Japan. Zwei zurückkehrende Dingys kreuzen unseren Weg. Nur eine Vollbremsung verhindert, dass die Dingy-Insassen am abendlichen Buffett nicht mehr teilnehmen können.

Der Swimmingpool ist eine von Flachs beschützte 3 – 4 Meter tiefe Fläche mit reinem Sandboden nordwestlich von Banedup. Bei Sonne strahlt das Wasser türkisfarben. Heute hat der Wind ungewöhnlich nachgelassen. Wir brechen auf zum Schnorcheln. Zum Teil ist das Wasser super flach, sodass zumindest einer von uns aussteigen muss. Heute hat der Wind jedoch so weit nachgelassen, dass wir uns mit dem Dingy bis ans Außenriff trauen und hier eine faszinierende Canyon Landschaft durchschwimmen. Mir begegnen Manns große Rochen – sie sind schon ein wenig Angst einflößend.

Die über 2 m großen Rochen ziehen mit wellenförmigen Bewegungen majestätisch unter mir dahin. Erst sind es zwei, dann gesellt sich ein dritter hinzu.

Müll

An den Luvseiten vieler Inseln wird der Wohlstandsmüll der Weltmeere angeschwemmt. Der Anblick ist schrecklich. Auf wenigen Inseln werden die Strände gereinigt, aber eigentlich nur dort, wo die Anwesenheit von Touristen dies erfordert. Wir beobachten oft, dass die Kuna ihren Müll unachtsam ins Meer werfen. Sie sind also nicht nur Opfer der weltweiten Umweltverschmutzung sondern Teil des Problems. Brennbaren Müll verbrennen wir im Lagerfeuer, leere Blechdosen schenken wir den Kuna, was mit dem Plastikmüll geschieht, wollen wir besser nicht wissen.

Müllentsorgung

Es gibt in Kuna Yala keine Müllentsorgung. Die Kuna bieten uns zwar an, gegen einen Obolus den Müll abzunehmen. Was die Kuna damit machen würden, möchte ich jedoch gar nicht wissen. So heißt es akribisch Müll zu trennen. Biomüll geht ins Meer, Dosen nehmen die Kuna ab, da diese tatsächlich recycelt werden, Kunststoffe werden gereinigt und zerkleinert – diese werden wir in der nächsten Marina entsorgen. Und mit allem, was rückstandslos verbrennt machen wir am Abend ein Feuer am Strand.

Abschied

Wir kehren zurück nach Green Island, da Brigitta hier am nächsten Morgen abgeholt wird. LAM-Tours bringt sie zunächst mit dem Boot dann mit dem Jeep direkt zum Flughafen in Panama City.

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