You are currently viewing La Palma – El Hiero

La Palma – El Hiero

„Harbour control, harbour control, this is Sailingyacht MariaNoa requesting passage to the Marina De La Estaca.“ Überraschend wird uns die Durchfahrt durch den Fährhafen zum dahinterliegenden Marinabereich verwehrt, da in 15 Minuten eine Fähre von La Palma kommend Einfahrt hat und wir dann nicht im Hafenbecken rumdümpeln sollen. Also verlangsamen wir die Fahrt auf der letzten Meile und lassen die heranrauschende ARMAS-Fähre passieren. Sie dreht vor der Hafeneinfahrt und legt rückwärts an. Da die Anlegervorbereitungen von MariaNoa – Fender, Festmacherleinen – seine Zeit brauchen, dümpeln wir tatsächlich eine ganze Weile im Hafenbecken bevor wir gleich am ersten Liegeplatz, von einem Polizisten-Marinäro eingewiesen, im letzten Büchsenlicht längsseits gehen. Ein 11-stündiger Segeltag liegt hinter uns. Während bei mir die Anspannung des Tages abfällt, kocht Brigitta auf. Der Krach und der Gestank der nahen Fähre ist aber auch unerträglich. Und dabei war es so ein toller Segeltag.

Marina Tazacorte La Palma

Gestern gab es überraschend Wind in der Marina Tazacorte. Hier gab es sonst nie Wind und es war brüttend warm. So hatten wir das Tanken – letzter Tankstopp vor den Kapverden – auf den Morgen verschoben und sind spät dran. Normalerweise starten wir mit dem ersten Büchsenlicht, heute eben erst gegen 8. Ablegen, Anlegen an der Tankstelle, Tanken bis Oberkante Unterlippe, Ablegen.

Wetter und Kurs​

Dank windy und predict wind haben wir uns einen Tag mit schwachen nördlichen Winden herausgesucht. El Hiero liegt genau im Süden und der Plan ist, die gesamte Strecke mit dem Parasailor auf direktem Wege zu segeln. Entsprechend habe ich MariaNoa mit allen hierfür notwendigen Leinen am Vortage vorbereitet. So motoren wir vor die Hafeneinfahrt und beginnen mit dem Parasailormanöver. Beim Setzen stellt sich heraus, dass sich der Flügel so vertörnt hat, dass er immer wieder am easysnuffer (Kunststofföffnung des Bergeschlauches) bzw. dessen Bergeleine hängen bleibt. Außerdem ist der Wind so schwach, dass sich das Segel einfach nicht aufbläst. Anstatt nördlicher Windrichtung kommt der Wind (welcher Wind?) aus Süd. Nach einstündigem Kampf gebe ich auf und verzurre das Segel auf dem Vorschiff. Wir tuen das, was wir nachdrücklich verhindern wollten (Diesel sparen): wir motoren! Zunächst auf dem direkten Kurs nach El Hiero, dann nach einem erneuten Wetterbriefing Richtung Osten und damit zur Südspitze von La Palma, um auf dem kürzesten Weg aus der Landabdeckung herauszukommen – siehe kurioses Tracking. Wir kommen dem markanten Leuchtturm Faro de Fuencaliente und den pittoresken Salinen, die wir wenige Tage vorher, natürlich von Land aus, besucht hatten, wieder näher.

Parasailor

Und so ist es. Kaum nähern wir uns der Südspitze von La Palma La Caleta Alta kommt ein Wind mit ca. 8 kn auf und dreht endlich auf die prognostizierte Windrichtung NordOst. Ideal zum Kursändern und zum Segelsetzen. Dank des nun vorhandenen Windes bläst sich der Parasailor selbstständig auf und steht in seinem herrlichen Rot vor uns. Nun geht es ans Trimmen – hier können wir viel üben. Zunächst setzen wir einen Kurs mit Wind genau von achtern. Beide Schoten und beide Niederholer werden so eingestellt, dass der Parasailor stabil in der Mitte steht. Der Wind nimmt sukzessive zu, die Fahrt geht wunderbar dahin. Parasailor und Autopilot verstehen sich – auch nach einem Wechsel zu dem neuen Autopiloten. Nur stimmt der Kurs nicht, wir kommen viel zu weit nach Westen und müssten vor El Hiero die Segel wechseln, wenn wir nicht den Kurs ändern. Also üben wir, wieweit der Parasailor sich aus der Mitte fahren lässt. Stück um Stück – 3° Kurswechsel, Nachtrimmen, 3° Kurswechsel, Nachtrimmen. Als der Parasailor auf 45° steht, haben wir das Gefühl, dass hier ein Limit erreicht ist. Der Parasailor ist eben ein Vorwindsegel.

Kurs Ostküste El Hiero

40 nm Parasailor sind uns schließlich vergönnt. So macht Segeln definitiv Spaß. Der Wind-Autopilot hält den Winkel zwischen Wind und Boot konstant, sodass das Segel ständig und unverändert angeströmt wird. Damit verändert sich aber der Kurs. Glücklicherweise heute zu unseren Gunsten. Der Wind dreht mehr und mehr auf Nord, sodass wir komfortabel an El Hiero steuerbord vorbeikommen. Sukzessive kann ich das Segel zurücktrimmen, bis der Wind wieder von achtern kommt. Zu nahe will ich der Insel aber nicht kommen, denn die Kappeffekte hier auf den Kanaren sind berüchtigt. Der Wind steigt stetig, aber nie über das von uns für das Bergemanöver selbst gesetzte Limit von 18 kn. 16 – 17 kn sind zwar knapp aber es reicht. So segeln wir tatsächlich bis vor die Hafeneinfahrt unter Parasailor – klasse. Hinter uns läuft im Übrigen eine Pogo, die die selbe Strecke ohne Vorwindsegel halsen muss. Eine Pogo ist definitiv schneller als unsere MariaNoa. Da wir aber den direkten Kurs nehmen können, fahren wir ihr sozusagen davon.

Bordleben

Schiff und Besegelung stimmen also. Nun muss sich die Crew nur noch entspannen und lernen, das Schiff und sich selbst, den jeweiligen Segeln und dem Autopiloten anzuvertrauen. Noch sitzen wir zu oft verspannt auf dem Steuerstand und starren gebannt auf die Instrumente. Auf unserer bald anstehenden Fahrt zu den Kapverden werden wir das lernen (müssen).

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Volkert Joerss

    Ein sehr interessanter Bericht über das Leben und Fahrmanöver an Bord. Was sind Kappeffkte ? Lese selbst nach , gibt ja Internet.

Schreibe einen Kommentar