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Fast allein unter Charterbooten in den BVIs

  • Beitrags-Kategorie:Karibik
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Unsere letzte Station oder besser gesagt Stationen, da es sich ja um diverse Inseln handelt, bevor wir in unser Hurrikan „Sommer“ – Lager auf den ABC Inseln entschwinden, sind die British Virgin Island.

Bevor es in St. Martin losgeht, erledigen wir morgens noch schnell ganz unproblematisch in einer Apotheke einen Antigen Test. 20 Minuten später erreicht uns schon das Negativ-Ergebnis per mail. Auf sailclear.com hat Hannes auch schon alle Einreise- und Einklarierungsinformationen hinterlegt, das Ergebnis vom Antigentest lädt er kurz vor der Abfahrt auch noch schnell hoch. Für die 90 nm Richtung BVI´s rechnen wir uns ca. 18 Stunden Fahrzeit aus. So gegen 11:00 Uhr morgens brechen wir auf. Vorher geht´s noch schnell zur Tankstelle – von schnell kann allerdings nicht die Rede sein. Platz ist jeweils nur für ein Schiff, wobei „nur“ zwei Schiffe vor uns sind. Keine Ahnung, warum es so lange dauert, aber das Schiff direkt an der Tankstelle benötigt ewig, bis es endlich ablegt und der nächste dran ist. Nach gut einer Stunde dürfen wir dann auch endlich tanken.

Um 12.30 Uhr nehmen wir Kurs auf die British Virgin Islands und rechnen damit, gegen frühen Morgen, im Hellen, in Road Town auf Tortola einzulaufen. So der Plan. Windy prognostiziert moderate achterliche Winde, sodass Hannes schon alles für das Hissen des Parasailors aufgebaut hat. Gesagt getan! Problemlos geht das Vorwindsegel hoch und das Boot nimmt ordentlich Fahrt auf. Die Winde bleiben konstant bei 16 – 20 Knoten und bringen uns mit dem Parasailor auf eine Rauschefahrt von 7 bis 10 Knoten. Da die Fahrt so gut läuft, ist schnell klar, dass wir mitten in der Nacht auf den BVI´s ankommen werden. Kurz vor 2:00 Uhr morgens sind wir knapp vor den Inseln und beschließen den Parasailor runterzunehmen. So gut das Setzen geklappt hat, umso chaotischer läuft das Einholen. Hannes ist vorne am Bergesack und ich muss die beiden Schoten an den Seiten loswerfen. Irgendwie schaffen wir es nicht, die beiden Schoten wieder etwas dicht zu holen, so dass beide Leinen ins Wasser fallen und sich unter den Kielen verkeilen. Hannes müht sich ab, den Bergeschlauch runterzuziehen, um den Parasailor damit einzuholen. Durch die verklemmten Schoten lässt sich der Schlauch irgendwann nicht weiter runterziehen. Alles Ziehen und Zerren hilft nicht, die Seile lassen sich nicht lösen, so dass ich auch nach vorne tobe und die beiden Schoten direkt am Segel abschlagen muss, was auch gut funktioniert. Ein bisschen kommt der Bergeschlauch nun weiter runter aber etwas klemmt immer noch. Dieses Mal scheint sich etwas direkt im Schlauch verklemmt zu haben. An diese Stelle ist gar kein Herankommen von unten, so dass wir uns entscheiden, über das Fall den ganzen Parasailor halb offen direkt erstmal in die Vorderpiek zu stopfen und bei der nächsten Gelegenheit alles in Ruhe anzusehen und die Probleme zu beheben.

Im Dunkeln unter Motor passieren wir kurz danach eine Durchfahrt von zwei Inseln und gelangen in den Francis-Drake-Channel.

Der Halbmond leuchtet ein wenig und die Beleuchtung von Road Town macht uns das Ankermanöver in der Bucht einfach. Wir gönnen uns noch ein wenig Schlaf bevor es zum Einklarieren geht.

Mit dem Parasailer in den Sonnenuntergang

Von der Segeljacht Thetis, die kurz vor uns auf den BVI´s angekommen ist, haben wir erfahren, dass wir mit dem Dingy an den gleichen Steg müssen, wo auch die Fähren anlegen. Bei der Anfahrt werden wir gleich angewiesen, ganz weit nach vorne zu fahren, mitten in eine riesige Pampe aus Saragossagrass. Zuerst geht es zum Healthcheck, wo man unser Impfzertifikat sehen möchte. Zu unserer Überraschung möchte man auch die Antigentests sehen, die Hannes am Vortag bereits bei sailclear.com hochgeladen hat. Meinen Test hatte ich mir zum Glück extra abgespeichert, Hannes Test ist aber nur bei sailclear.com, worauf die Health-Check-Dame keinen Zugriff hat und wir auch irgendwie nicht mehr direkt dran kommen. Nach einigem hin- und her drückt ein Supervisor beide Augen zu und lässt uns passieren. Erste Hürde geschafft! Zwischen Immigration und Zoll und Zahlschalter werden wir nun noch einige Male hin- und hergeschickt, wobei es manchmal etwas verwirrend für uns ist, wo wer zu finden ist, wo wir warten müssen oder auch nicht. Gebühren müssen in Bar US-$ bezahlt werden, welche wir noch nicht dabei haben. Also müssen wir noch einen Geldautomaten ausfindig machen. Der Automat spukt nur große Scheine aus, so dass kein Wechselgeld rausgegeben werden kann. Zum Glück gibt es vor der Tür einige Kioske, wo sich dieses Problem nach dem Kauf einer Cola erledigt hat. Trotz aller Widrigkeiten sind wir nach gut einer Stunde einklariert und machen uns auf den Weg, die BVI´s kennenzulernen.

Die British Virgin Islands sind ein Segelparadies, da es ein einfaches Segelrevier mit vielen zu besuchenden Inseln ist. Mit Ende Mai und Juni sind wir bereits sehr spät dran und treffen kaum noch Fahrtensegler sondern hauptsächlich Charter-Katamarane mit amerikanischen Crews. Mit uns sind am Anfang noch die SY Thetis, SY Enfant Terrible und SY Tina dabei.

Außer unsere Vorräte aufzustocken, hält uns in Road Harbour nicht viel und wir machen uns auf den Weg nach Norman Island. Die Insel wurde nach einem Piraten benannt und soll der Legende nach die Inspiration zu Robert Louis Stevenson´s Roman „Die Schatzinsel“ sein. Auf die Insel selbst gehen wir nicht an Land, aber ankern in der Privateer Bay und schnorcheln am Treasure Point und gucken uns die Höhlen an, in die man reinschwimmen kann.

Die nächste Station bringt uns bereits zu der Hauptattraktion der BVi´s „The Baths“ auf Virgin Gorda. Die einzige Ankerbucht in der Nähe ist die „Valley Trunk Bay“. Direkt vor The Batchs und Devils Bay, den Attraktionen, gibt es nur Bojen vom Nationalpark. Für die Benutzung dieser Bojen ist eine Jahresgebühr von $ 150,00 fällig und erlaubt auch nur eine begrenzte Verweildauer. Von unserer Ankerbucht sind wir richtig begeistert, wo wir einen tollen Blick auf die mit großen Felsbällen gesäumte helle Sandbucht genießen, und mit dem Dingy ist es nicht weit zu „The Baths“. Neben vielen Fahrtenjachten und Charter-Katamaranen ankern ein kleines Stück weiter draußen gelegentlich Luxusjachten, die natürlich mit jeglichem Fun-Gear ausgestatten sind, am Strand werden von der Crew Liegen, Sessel, Schirme und Tische aufgestellt und eine Jacht verfügt sogar über einen eigenen Helikopter, den wir beim Starten und Landen beobachten.

The Baths, ist eine Ansammlung von riesigen Felsblöcken, die übereinander und nebeneinander große Grotten und dramatische Gebilde im Wasser und am Strand bilden. Ein toller Pfad von The Baths zu der Devils Bay führt über Felsen und teils im Wasser mitten durch dieses atemberaubende Naturerlebnis. Wir gönnen uns das Vergnügen zwei Mal. Das erste Mal haben wir Glück und es ist recht leer und wir gucken uns alles ganz entspannt an, legen zwischendurch auch noch einen Schnorchelgang ein. Das zweite Mal werden wir etwas von einer Reisegruppe der Disney Tours, vergleichbar mit den AIDA Kreuzfahrschiffen, nur auf Amerikanisch, ausgebremst. 140 Personen vor uns blockieren jedes Weiterkommen. Vorbei gehen geht auch nicht, da hilft nur Durchhalten und etwas Geduld. Fünf Tage gönnen wir uns für diese Bucht bevor die Reise weiter geht.

Einen kurzen Zwischenstopp legen wir in der Long Bay, etwas nördlich auf Virgin Gorda ein. In der Bucht wurde die Kodiak Queen, eines von fünf Schiffen, die Pearl Harbour überlebt haben, versenkt und dient jetzt als künstliches Tauchriff. Das Wrack liegt nicht sehr tief, so dass es selbst als Schnorchler ein Erlebnis ist, das recht große Schiff unter Wasser und mit all den Fischen, die sich herumtummeln, zu beobachten.

Im Gorda Sound steuern wir Saba Rock an, eine winzige Insel, die aus einem Resort und Gastronomie besteht. Saba Rock sowie das daneben liegende Bitter End, was ähnlich strukturiert ist, wurden durch den Hurrikan Irma 2017 stark beschädigt, mittlerweile erstrahlen beide wieder im neuen Glanz und wir gönnen uns einen Sundowner in der Bar auf Saba Rock. Bei dieser Gelegenheit begegnet uns tatsächlich Richard Branson, der Britische Unternehmer, Abenteurer und Milliardär, dem die Nachbarinsel Neckar Island gehört. Kurz legt er mit seinem Boot und anderen Personen an der Bar/Restaurant an, nimmt einen Drink im Boot und entschwindet wieder.

Eigentlich ist man schon fast da, wenn man die Insel endlich sichtet. Bei unserer Überfahrt von Virgin Gorda ist der Wellengang kaum nennenswert aber erst ca. 6 Seemeilen vorher sind die ersten Bäume, die höchsten Punkte der Insel, zu sehen und somit Land in Sicht. Anegada ist nicht vulkanischen Ursprungs wie die restlichen Inseln der British Virgin Islands sondern eine Koralleninsel. Umgeben ist die Insel von einem Horseshoeriff, was die Anfahrt etwas schwierig macht. Es gibt viele Untiefen, auf die genau geachtet werden muss. Bekannt ist Anegada zum einem für Hummer, den wir uns dieses Mal nicht gönnen und für Flamingos, die in den Salzseen leben. Grund genug, einen Ausflug zu unternehmen. Die SY Enfant Terrible ist auch gerade hier und wir tun uns zusammen. Eine erfolgversprechende Stelle für eine gute Sichtung der Tiere führt uns die einzige Straße gen Norden. Wir laufen und laufen die staubige Piste entlang, bis es endlich rechts in die Wildnis Richtung Salzsee geht. Wie wir bereits in anderen Reiseschilderungen gelesen haben, ist die Sichtung der Flamingos eher etwas enttäuschend, da die Tiere in ziemlich weiter Entfernung auszumachen sind. Mit dem bloßen Auge eigentlich nur rosa Punkte in der Ferne. Sonja´s Handy und Hannes großes Teleskop bekommen ein paar Bilder von den Vögel eingefangen. Beweis, dass es sich tatsächlich um Flamingos handelt. Obwohl wir früh morgens aufgebrochen sind, zieht sich der Rückweg in der heißen Temperatur schon sehr. Glücklicherweise hält ein Pick-up an und bietet uns eine Mitfahrt an, wo wir nicht lange überlegen. Generell scheint es um Anegada herum viel wärmer und stickiger als auf den anderen Inseln zu sein. Selbst ein Bad im Meer bringt kaum Abkühlung, da das Wasser aufgrund der geringen Tiefe sehr warm ist.

Virgin Gorda statten wir einen zweiten Besuch in der Savannah Bay ab, wo wir uns zwei Nächte etwas durchschaukeln lassen. Die SY Enfant Terrible, mit Sonja, Henriette und Martial sind auch hier und zusammen machen wir ein Beach-BBQ. Das Essen bereitet uns allerdings wenig Vergnügen, da Scharen von Fliegen auch mitessen wollen.

Langsam müssen unsere Vorräte wieder aufgestockt werden, gerade was frische Sachen, wie Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte betrifft. Rite Way ist eine Supermarkt-Kette, die auf den BVI´s überall vertreten ist. Den größten Rite Way, mit dem größten Sortiment, haben wir in Road Town vorgefunden, allerdings kommt man dort nicht so günstig zu Fuß vom Dingy Dock aus hin. In der East End Bay, eine Bucht weiter, befindet sich ein Rite Way, wo wir direkt mit dem Dingy anlegen können und auch noch unseren Müll loswerden. Perfekt für einen Großeinkauf, wenn auch sehr teuer.

Zwei Nächte verbringen wir ganz ruhig in der Lee Bucht auf Great Camanoe, da hier kaum andere Schiffe anzutreffen sind. Auf der Nachtbarinsel Guana Island, der White Bay sorgen unsere missglückten Ankerversuche dafür, dass wir nach einer Stunde aufgeben und weiterziehen. Sehr schade, da die SY Entfant Terrible auch hier ist und uns bereits von den sehr schönen Wanderpfaden auf der Insel vorgeschwärmt hat.

In der Cane Garden Bay auf Tortola haben wir bereits ein Restaurant im Internet ausgeguckt, wo wir Hannes anstehenden Geburtstag am 13. Juni ein wenig feiern wollen. Diese Bucht ist sehr beliebt bei Charter- und Landtouristen, insofern sehr gut frequentiert. Unsere Restaurant-Auswahl stellt sich als eine Art Fast-Food-Restaurant heraus und unsere zweite Restaurantalternative hat am Montag, in diesem Jahr Hannes Geburtstag, geschlossen. Zwei Tage haben wir zum Glück noch, um uns nach einer schönen location umzusehen.

Erstmal Anker auf und weiter geht die Segelfahrt. Nächster Stopp ist Diamond Cay auf Jost van Dyke. Was für ein Glück, dass wir nochmal die Ankerbucht gewechselt haben. Die Atmosphäre ist genau, wie wir sie uns vorgestellt haben und es gibt zwei schöne Restaurants am Strand, die uns beide sehr gut gefallen, B-Line Beach Bar & Restaurant oder Foxy’s Taboo. Da uns die Karte etwas mehr zusagt, entscheiden wir uns für Foxy’s. Wir genießen beide ein leckeres Steak, ein Geschmack, den wir schon seit Monaten nicht mehr hatten. Allerdings fliegen uns die Salatbeilagen vom Teller, da es im Restaurant sehr windig ist. Nicht fehlen darf natürlich ein Besuch beim Bubbly Pool, etwa 15 Minuten Fußmarsch vom Restaurant entfernt. Ein kleines Bassin, das durch Felsen leicht abgetrennt ist, durch eine kleine Öffnung wird regelmäßig neues Meerwasser reingespült. Je nach Wind, Welle und Gezeiten kommen recht kräftige Wellen rein, so dass das Wasser ordentlich schäumt. Ein herrlicher Badespaß.

Auf dem Weg zur White Bay machen wir einen kurzen Abstecher nach Sandy Spit, eine Mini-Insel, eher eine Sandbank, mit ein paar Palmen darauf. Früh morgens sind wir das einzige Boot vor der Insel, aber ruck zuck kommt ein Boot nach dem anderen angedüst und die Idylle ist ein bisschen dahin. Nach einem kurzen Landgang mit einer kleinen Schnorcheltour setzen wir die kurze Fahrt in die nächste Bucht fort.

White Bay ist bereits sehr voll als wir gegen Mittag eintreffen. Die Ankerplätze liegen direkt hinter einem Riff, das genau vor der Bucht liegt. Hier gibt es nur zwei schmale Durchfahrten für die Segelboote. Wir versuchen unser Glück mit der Einfahrt rechts und schlängeln uns zwischen den anderen Jachten durch und werfen den Anker recht weit vorne zum Strand hin mit vermeintlichem Abstand zu den anderen Jachten, die an Bojen liegen. Nach einer Stunde wird es uns doch zu eng, da wir zu dicht an die anderen Boote heranschwojen. Also Anker hoch und versuchen es in der Bucht weiter links. Zum Glück gibt es Navily, eine tollen App mit Ankermöglichkeiten in Gewässern weltweit. Die Kommentare anderer Segler sind immer wieder sehr hilfreich. Bei White Bay lesen wir, dass die meisten Boote gegen späten Nachmittag weiterziehen und es dann recht leer wird. Wie bestellt, ist es tatsächlich der Fall. Ganz entspannt finden wir am Nachmittag einen schönen Platz für unser Schiff mit gut Abstand zu den anderen Booten. In der White Bay ist der Name Programm, da der Strand sehr schön und hell ist. Trotz einer Menge Bars und Restaurants, ist die Atmosphäre sehr schön. Als Kultbar wird die Soggy Dollar Bar bezeichnet, wo die meisten Gäste im Wasser davor ihren Drink genießen und der Painkiller-Cocktail (Orangen-/Ananasaft, Kokosnussmilch mit Rum) erfunden worden sein soll, der überall auf den BVIs angeboten wird.

Langsam schließt sich der Kreis und wir fahren mit einem kurzen Zwischenstopp in Soper´s Hole zum Proviantieren nach Peter Island. Little Harbour ist eine wunderbar geschützte Bucht mit glasklarem Wasser. An Anlegearten haben wir schon fast alle Varianten durch, aber in dieser Bucht wird zusätzlich zum Anker noch eine bzw. zwei Landleinen ausgebracht, das hatten wir bis jetzt noch nicht. Dadurch liegen die Boote nicht wie üblich alle im Wind, sondern alle mit dem Heck ausgerichtet zum Land und bilden so eine Art Halbkreis. Gut eine Woche haben wir noch bis Hannes Sohn auf Beef Island eintrifft, um mit uns nach Bonaire zu segeln. Gesehen haben wir mittlerweile auch sehr viel, so dass wir beschließen, etwas länger in dieser Bucht zu verweilen, bis es wieder zurück nach Tortola geht.

 

Eine tolle Zeit haben wir in den BVI´s verbracht und nun freuen wir uns auf unser neues Ziele, die ABC Inseln.

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