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Einmotten – Ausmotten

Wir gehen auf Heimaturlaub – 4 Wochen Hamburg. Am liebsten würden wir sie ja mitnehmen, MariaNoa muss aber aus verständlichen Gründen leider hierbleiben. Das bedeutet, dass wir MariaNoa so vorbereiten, dass sie in der Seru Boca Marina in Spanish Water Curacao einen Monat lang ohne uns klarkommt. Wir motten sie daher ein – nach bestem Wissen und Gewissen. Denn es ist das erste Mal, dass wir solche Arbeiten durchführen. Und eine echte Handlungsanweisung gibt es hierfür im allumfassenden www nicht.

Bei den Arbeiten geht es um drei Themen: Schutz bei Sturm, Schutz vor Diebstahl, Schutz vor Schimmel.

Zum Schutz vor Sturm

 

reduzieren wir die Angriffsflächen bzw. schaffen zusätzliche Befestigungen, d.h. wir demontieren das Bimini über dem Steuerstand, umwickeln das Vorsegel mit dem Spinnackerfall, umwickeln das Grosssegel mit diversen Bändern auf dem Baum und spannen den Baum in beide Richtungen ab. Das Grossfall wird sehr weit vom Mast weggebunden. MariaNoa selbst wird in ihrer Box mit maximalem Abstand mit Vor- und Achterleinen, Vor- und Achterspring maximal vertäut. MariaNoa ruht quasi in einem gleichmäßigen Spinnennetz.


Zum Schutz vor Diebstahl

werden alle außen sichtbar montierten Dinge demontiert und im Bootsinneren gelagert. Insbesondere die Rettungsmittel wie der Jon Buoy, die Rettungsinsel, der Treibanker Don Jordan Drogues und der Rettungsring, aber auch die Flagge und der Grill. Der Außenborder wird mit einem Flaschenzug vom Dingy gehoben und auf dem Tisch im Salon liegend gelagert. Hierzu später mehr. Das Dingy wird schräg in den Davits aufgehängt und der Ablauf geöffnet. Zusammen mit der Tatsache, dass wir zum Teil die Luft ablassen, ergibt dies einen traurigen sprich unattraktiven Anblick. Natürlich wird das Dingy am Schiff angeschlossen – so wie immer. Die Instrumente am Steuerstand werden vollflächig abgeklebt. Dies schützt nicht nur vor Niederschlag sondern auch vor gierigen Blicken. Alle Polster werden in den Salon geräumt, das ist selbstverständlich.


Zum Schutz vor Schimmel

werden alle Schranktüren und Bilgebretter geöffnet, die Betten angehoben. Unsere sechs Ventilatoren laufen im Dauerbetrieb. Die Luft soll zirkulieren und nirgendwo stehen. An sieben Stellen haben wir hygroskopisches Streu über Auffangbehältern aufgestellt um Feuchtigkeit aus der Luft zu binden. Der letzte Inhalt der Kühlschränke wird weggeworfen. Sie werden abgetaut und stehen offen. Verteilt in den Bilgen platzieren wir s.g. Kakerlakenhotels.

Zusätzliche Maßnahmen sind das Schließen aller Vorhänge und der Ausbau der Logge im Backbordrumpf sowie des Forwardscan im Steuerbordrumpf. Sie werden durch Blindstopfen ersetzt. Alle Seeventile werden geschlossen. Alle Cockpit-Polster im Inneren des Schiffes gestapelt.

So präpariert verlassen wir MariaNoa für genau 1 Monat vom 03.08.-03.09.2022 also im Hochsommer. Als wir über facebook hören, dass ein Squall mit starkem Wind über Spanish Water gezogen sei, melden wir uns sorgenvoll beim Hafenmeister. Dieser weiß gar nicht so recht, was wir meinen und schreibt: It rained a bit…nothing spectacular…all good. Sonst hören wir nichts von MariaNoa. Wenige Tage bevor wir selbst nach Curacao zurückkehren, melden sich Petra und Peter von der FlipFlop, die unmittelbar neben unserer MariaNoa liegt, dass zumindest äußerlich alles super aussieht.

Dennoch sind wir sehr nervös, ob alles in Ordnung ist, als wir zurückkehren. Äußerlich ist, mit dem ersten Blick, alles in Ordnung, aber innen? Schlagen uns die Schimmelberge entgegen, wenn wir die Tür öffnen?

Nichts von all dem! MariaNoa sieht aus, als ob wir erst vor fünf Minuten gegangen sind. Unser Konzept die Luft im Inneren ständig in Bewegung zu halten und durch hygroskopische Stoffe (z.B. Katzenstreu) möglichst viel Wasser aus der Luft zu binden, hat funktioniert. Interessant ist, dass das Streu sich zum Teil vollständig aufgelöst hat und verschwunden ist. Wahrscheinlich schon in den ersten Tagen, sodass zum Schluss kein Binden der Feuchtigkeit in der Luft mehr stattgefunden hat.

Ob der Schutz vor Sturm effektiv war, können wir nicht beurteilen, da es glücklicherweise keinen gegeben hat. Der Schutz vor Diebstahl scheint ausreichend gewesen zu sein, zumindest fehlt nichts. Und der Schutz vor Schimmel hat gewirkt, wir können keinen Schimmel feststellen.


Bei sengender Hitze

werden binnen zwei Tagen alle Maßnahmen zurückgebaut. Vorher wird der Kasko in mehreren Arbeitsgängen gründlich gekärchert. Dies hat nichts mit Einmotten-Ausmotten zu tun, bietet sich aber an, da erstens in einer Marina Strom- und Wasseranschluss zur Verfügung stehen und so leer und aufgeräumt das Schiff bis zum nächsten Heimaturlaub nicht wieder ist.

Als ein Fehler stellt sich heraus, dass wir den Außenbordmotor liegend gelagert haben – nächstes Mal stehend. Es bedarf drei Stunden Arbeit – Ausbau und Reinigung des Vergasers, Austausch der Zündkerzen, etc. – bis er endlich wieder anspringt und seine Arbeit verrichtet. Ein Dingy ist essentiell, ohne Dingy bist du auf deinem Schiff eingeschlossen.

Wir verholen MariaNoa in die Mangrovenbucht in der wir schon vor dem Marinaaufenthalt geankert haben und treffen hier auf eine Community von insgesamt fünf deutsch geflaggten Schiffen, die sich hier zufällig zusammengefunden haben. Gesellige Tage folgen.

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