Den Film zum Text findet ihr hier https://youtu.be/cj-vtdrJfos
Nanajuana Marina
Nach dem Blitzeinschlag am 27. Juli 2023 lag MariaNoa mehr als 5 Monate fest in der Nanajuana Marina am Rio Dulce Guatemala. Die meiste Zeit in sengender Hitze auf dem Beton des Trockendocks, dann erlösende Wochen im Wasser. Aber bis zur letzten Minute unfähig aus eigener Kraft den Steg zu verlassen. Unmittelbar nach dem Einbau eines neuen Rail Pressure Sensor sind wir am 03. Januar 2024 nach Panama aufgebrochen. Besser hier am Rio Dulce als irgendwo sonst in Zentralamerika – trotzdem war es eine furchtbare und demotivierende, viel zu lange Zeit. Ärger mit der Versicherung, Ärger mit Handwerkern, denen das Wort Ehrgeiz unbekannt ist.
Wir waren an die Werft gefesselt, um die Arbeiten voranzutreiben, haben aber jeden freien Tag genutzt, um Land und Leute kennen zu lernen. Wir haben Freunde in Guatemala City besucht und Spanisch in Antigua gelernt. Wir sind über die Grenze nach Honduras gereist und waren bei den Copan Ruinas. Nach einigen Maya-Ausgrabungsstätten haben uns die bei Copan besonders gut gefallen. Hier herrscht eine herrliche Ruhe und riesige Ara-Papageien fliegen durch die Luft.
Da die Straßenkreuzungen in Guatemala bestreikt wurden, bin ich spontan über Belize Brigitta hinterher nach Deutschland ausgereist. Um Hamburg zu genießen, unsere jeweiligen Kinder zu treffen, Geburtstag zu feiern und sogar eine Hochzeit.
Zurück vom Heimaturlaub haben wir unsere Plan-Patenkinder Monica in Guatemala und Valentina in Honduras besucht – einschneidende Erlebnisse.
Cascades Calientes
Cascades Calientes ist vom Rio aus mit dem Taxi Colectivo in ca. 40 Minuten zu erreichen. Mitten im Dschungel fallen hier heiße Wasserfälle in einen kalten Fluss. Ein begeisterndes Ausflugsziel für Gualtemalteken aber auch für die Bewohner der benachbarten Dörfer. Hier tollen die Kinder, wird Wäsche gewaschen und verbringen ganze Familien ihre Freizeit. Mein Drohnenflug wäre fast im Chaos geendet. Quer über den Baumwipfeln des Dschungels spannt sich eine Hochspannungsleitung. Dass ich diese noch gerade rechtzeitig gesehen habe, ist pures Glück.
Mirador Tijax
Gleich gegenüber von Nanajuana liegt die Marina Tijax mit gleichnamiger Dschungellodge. Vom Sprung ins Wasser wird wegen der Krokodile abgeraten. Von hier aus gibt es eine 2-stündige Dschungelwanderung zu einem Ausblicksturm mit einem tollen Blick über die Wasserflächen des Rio. Der Rückweg führt über eine spektakuläre Hängebrücke. Wem leicht schwindelig wird, ist angeraten: Augen gerade aus und durch.
Weihnachten
Eigentlich wollten wir ja längst in Panama sein und mit Freunden auf den San Blas Weihnachten feiern. Durch die technischen Probleme mit unserer MariaNoa hat sich das alles erheblich verzögert. Die Amerikanerin Joanne von der SY Ultra hat eine Christmas-Eve-Party mit einer Reihe fröhlicher Spiele organisiert. Viele sind gekommen und haben eine Menge Spaß. Zum Abend hat Brigitta ein wunderbares 3-Gänge-Menue bereitet – es schmeckt wunderbar. Um Mitternacht bricht im Ort und in den Marinas plötzlich ein riesiges Feuerwerk los. Es ist größer als das eine Woche später, vielleicht auch weil es so überraschend ist.
Silvester
Das Neue Jahr feiern wir mit Freunden im nahe gelegenen Marina-Restaurant. Live-Musik animiert zum Tanzen. Salsa gegen Foxtrott – alles geht. Joanne ist unerbittlich – am Neujahrsmorgen ist Yoga.
Aufbruch
Am 03. Januar 2024 wird das ersehnte Ersatzteil endlich eingebaut und wir brechen unmittelbar auf. Wir haben es eilig nach Panama zu kommen. In Livingston klarieren wir aus und nehmen direkt Kurs auf die Bay Islands vor der Küste von Honduras. Vor Sonnenuntergang des zweiten Tages schaffen wir es bis Rouatan.
Guanaja
Wir sind abhängig von einem Wetterfenster. Am liebsten hätten wir Wind aus West, auch aus Nord oder Süd. Leider kommt der Wind aus Osten und da müssen wir hin. Gute Windbedingungen bedeuten für uns schwache Winde oder Flaute. Nach ein paar Nächten segeln oder besser motoren wir weiter nach Guanaja. Hier tanken wir auf, denn die endlose Fahrt Richtung Osten und damit gegen die vorherrschenden Ostwinde habt uns viel Diesel gekostet. Zum Ausklarieren besuchen wir Immigration und den Port Captain. Die Insel Guanaja steigt steil aus dem Meer auf. Die steilen Hänge sind nur schwer zu besiedeln. Deshalb haben sich die Menschen auf einer kleinen vorgelagerten Insel angesiedelt. Es geht eng zu und erinnert ein wenig an eine Lagunenstadt. Hier gibt es keine Straßen und keine Autos. Die Bewohner bewegen sich zu Fuß, die Entfernungen sind kurz.
Nicaragua
Von Guanaja nach Panama werden wir 7 Tage und 6 Nächte unterwegs sein. Eine anstrengende Fahrt gegen den Wind und wie sich herausstellt gegen starke Strömungen. Zudem gilt die Küste von Nicaragua als von Piraten verseucht – sozusagen Gelegenheitspiraterie. Wenn man einem der vielen Fischerboote begegnet und die Fischer gerade schlecht drauf sind, überfallen sie gerne vorbeifahrende Boote. Nachts machen wir uns daher unsichtbar. AIS aus, VHF aus, Lichter aus. Entgegen jeder Seemannschaft motorsegeln wir durch die Nächte in einem Mindestabstand von 120 Meilen von der Küste Nicaraguas. Und doch ist es nicht zu verhindern. Zweimal geraten wir in Fischereiflotten. Einmal sind es mindestens 20 Boote, einmal 6 oder 7. Einer der Fischer nimmt Kurs auf uns und wir starten das vorher besprochene Prozedere. An der Tür hängt ein ZIP-Beutel mit 200 $ mit der Hoffnung, dass die Piraten damit zufrieden sind und wieder abziehen. Alle Kommunikationsmittel werden demontiert und in den Eignerbug gebracht, den wir zusätzlich verschließen können. Sobald ein Pirat unser Boot betritt, werden wir Alarm auslösen. Wir haben panische Angst. Dann dreht der Fischer wieder ab. Es war wohl reiner Zufall, dass er in unsere Richtung unterwegs war. Wir sind sehr erleichtert.
Noch mehr Sorgen als die Fischereiflotten machen mir einzelne Fischerboote. Eins von Ihnen taucht plötzlich backbord neben uns auf. Aber auch dieser Fischer ist glücklicherweise mit Fischen beschäftigt. Der große Abstand zur Küste Nicaraguas kostet uns mindestens 24 Stunden. Und gerade hier draußen sind wir vielen Fischern begegnet.
Reparaturen
Die Fahrt von Guatemala nach Panama, vom Rio Dulce zu den San Blas Inseln ist nach dem Blitzeinschlag eine Testfahrt. Wir haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Starterbatterie steuerbord ist tot. Der Motor kann nur gestartet werden, wenn ich in den Motorraum steige und die beiden Starterbatterien kurschließe. Wir folgen dem Rat diesen Kurzschluss dauerhaft eingeschaltet zu lassen. Als wir vor den Korallenriffen der San Blas Inseln die Motoren starten wollen, kann keine Maschine gestartet werden. Panik kommt auf. Mit fliegenden Kabeln schließe ich die Lithiumbatterien kurz und starte erst den einen Motor, dann den anderen. Not macht kreativ.
Auch die Segel haben sehr gelitten. Segellatten sind ausgebrochen, das Squarehead-Band sowie die Monkeyline sind gerissen. Bei so vielen Problemen überlegen wir die Fahrt abzubrechen und deprimiert zum Rio Dulce zurückzukehren. Glücklicherweise erlaubt uns eine Flaute eine Reparaturfase und wir können die Fahrt fortsetzen.
San Blas
Urgently recommanded ist die Eyeball-Navigation zwischen den Untiefen der San Blas Inseln. Wir erreichen Cayos Chichime aber 2 Stunden nach Sonnenuntergang. Hoher Wellengang und ein heranrückendes Starkwindfeld verhindern, vor den Inseln die Nacht abzuwarten. Mit widersprüchlichem Kartenwerk schlängeln wir uns in pechschwarzer Nacht zu einem Ankerplatz. Da der Ankergrund sehr schnell sehr tief wird, müssen wir dicht an die Untiefen heran. Endlich fällt der Anker und wir erwachen am nächsten Morgen im Paradies.