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# 6 _ Parasailor

  • Beitrags-Kategorie:Frankreich
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Segeltest in ungeeigneten Bedingungen

Mit diversen anderen Ausrüstungsgegenständen hatte ich einen Parasailor von der Firma ISTEC gekauft – feuerrot und 120 qm groß. Alternativ zu einem Code 0 gilt der Parasailor als ideales Vorwindsegel in den Passatwinden der Barfussroute. Wikipedia: Das Parasail oder auch Parasailor ist eine Spinnaker-Konstruktion, die einen Flügel als Auftriebselement nutzt. Gegenüber einem herkömmlichen Spinnaker sollen hierdurch Vorteile beim Spinnaker-Segeln erzielt werden.

Durch die zwei Ausfalltage – Schaden am Kühlsystem der Backbordmaschine – hatten wir noch keine Gelegenheit, den Parasailor einmal auszuprobieren. Das Setzen solch eines Segels mit insgesamt 5 Leinen will schon ein wenig geübt sein. Michael von Lagoon Nord in Laboe hatte einen Erholungstag zwischen seinem zweiten und seinem dritten Kunden und erklärte sich bereit, mit uns raus zu fahren und das bunte Tuch auszuprobieren. Von wegen Erholung!

Vorbereitung

Vor dem Auslaufen wurde der Parasailor in seinem Bergeschlauch auf dem Trampolin ausgelegt und die vier Trimmleinen entweder über die Bugrolle bzw. über die Achterwinschen geführt und angeschlagen. Mit einigen Zeisingen wurde das Segel aus gutem Grund auf dem Trampolin fixiert. Kaum waren wir aus der Hafeneinfahrt begrüßte uns eine 3 – 4 Meter Welle und 15-20 kn auflandigen Wind, keineswegs ideale Bedingungen für ein Schwachwindsegel. Der Wind blies heftig in das niedergezurrte Leichtwindsegel und versuchte es loszureißen. Aber wir hatten nur diese eine Chance. Es begann ein Höllenritt unter Motor durch die Wellen, um Raum für unser geplantes Manöver zu gewinnen. Eindeutig: MariaNoa ist für solche Wellenritte besser geeignet als seine noch jungfräuliche Crew.

Segelsetzen

Nach mindestens einer halben Stunde Ritt drehten wir das Schiff um nahezu 180 ° und reduzierten möglichst die Geschwindigkeit. 15° zum achterlichen Wind also 165° bzw. 195° sind ideal zum Setzen des Segels. Das Spinnakerfall wird angeschlagen und der Bergeschlauch ins Masttop gezogen. Obwohl noch in seinem Bergeschlauch gebändigt, schlägt das Segel wild hin und her. Ich sitze im Bugkorb und zerre an dem Bergetrichter während Michael die falsch angeschlagenen Leinen zu klarieren sucht. Es dauert ewig. Nicht wirklich ideale Bedingungen für unser Manöver. Aber wenn das hier klappt, klappt das auch in Zukunft bei idealeren Bedingungen.

An der Bergeleine den Trichter nach oben gezogen und peng: der Parasailor steht wie eine Eins. Feuerrot und wunderschön. Noch etwas Trimm und MariaNoa zieht ruhig dahin. Das Bergen erfolgt indem man die leeseitige Trimmleine fiert, das Segel zusammenstürzt und der Bergeschlauch schnell nach unten gezogen wird. Zum Üben setzen wir den Parasailor noch einmal und bergen es erneut.

Brandung

Wir hatten viel Zeit durch das Klarieren der falsch angeschlagenen Trimmleinen verloren und damit viel Strecke bei wie gesagt auflandigem Wind zurückgelegt. Wir sahen und hörten bereits den Brandungssaum, drehten flux das Boot um wieder freien Seeraum zu gewinnen. Nach erneut einer halben Stunde Ritt über die Wellenberge wieder umgekehrt und Segel zum dritten Mal rauf und wieder runter. Das muss für heute reichen.

Ausgangssperre

Die drohende Ausgangssperre im Nacken schnell zurück in den Hafen, die platschnassen Segel provisorisch vertäut und schnell vom Boot ins Appartement. Schade diese Hetze, statt einem gepflegten Anlegebier – Corona eben.

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