Traun wir uns? Ja, wir traun uns!
Die Einweisung in unseren zukünftigen neuen Katamaran war spärlich. Deshalb ging uns schon ein wenig die Muffe heute Morgen, als wir aus unserem AirBnB-Appartement runter an den Steg gingen. Sollten wir wirklich wagen, alles selbst und allein zu tun? Ohne Unterstützung? Waren wir soweit! Doch irgendwann muss man sich ein Herz nehmen und das Abenteuer wagen. Also warum nicht sofort?
Ableger
Navigationsinstrumente an, Lazy Jack öffnen, Leinen klarieren. Festmacherleinen für einfaches lösen von Bord umbauen, Landstrom einholen, Motoren an. Und dann ging es los gegen eine kleine Strömung, die das ablaufende Wasser am Steg durch eine Schleuse zu riesigen Salzwasserwiesen nördlich Les Sable erzeugt. Backbordmaschine minimale Vorwärtsfahrt, Steuerbordmaschine minimale Rückwärtsfahrt. Das Schiff dreht sich mit dem Bug vom Steg weg. Kurze Vorwärtsfahrt in die Fahrrinne, drehen auf dem Teller und dann an den Imocas vorbei aus der Marina. Durch den Kanal hinaus aufs freie Meer. Auf einer Sandbank türmen sich vor der Hafeneinfahrt die Wellen bei Niedrigwasser. War Ebbe vielleicht doch nicht der ideale Zeitpunkt? Hebel on the table – und zack durch.
Auf offener See
Der Wind ist mäßig (10–18 kn) aus SO, aber die Dünung des Atlantiks nicht unerheblich. Die Sonne kommt heraus und begrüßt MariaNoa in ihrem Element. Wir motoren ein ganzes Stück aufs offene Meer. Sicher ist sicher! Für unsere anstehenden Manöver brauchen wir Raum und keine Fischernetze.
Segel setzen
Wir stellen den Autopiloten auf Wind – 4° zum Wind. Großfall auf die Elektrowinsch und hoch das Ding. Auch die Reffleinen müssen frei laufen, kein Problem. Autopilot aus. Wir drehen in den Wind. MariaNoa nimmt Fahrt auf auch ohne Genua. Wir nehmen uns Zeit für jedes Manöver, das ist wichtig. Erst einmal sehen wie alles funktioniert. Zeit für jeden kleinen Schritt. Nächster Schritt: Genua setzen. Genuaschot auf die Elektrowinsch, Reffleine lösen und langsam fieren. Die Genua steht wunderbar allerdings haben wir versäumt die Holepunkte zu positionieren. Also das erste Mal aufs Vorschiff während MariaNoa über die Wellen reitet. Genua und Groß bringen MariaNoa auf 8 kn – herrlich.
Manöver
Die Motoren bleiben im Leerlauf auf standby – wir sind ja Schisser. Die erste Wende, easy. Dann die zweite, die dritte … Entspannung macht sich breit, es gibt ein Sandwich und Obst. Eine weitere Lagoon kreuzt unseren Weg, wir machen gegenseitig Bilder. Michael macht wunderbare Fotos von MariaNoa, herzlichen Dank! Um zur Hafeneinfahrt zurückzukehren, fallen wir ab auf achterliche Winde und fahren sogar eine Halse. So ist das Repertoire komplett. Genua einholen, Großsegel runter. Wir lernen, dass das Großsegel in einem Wumps runter muss, sonst bleibt es stecken. Ich also erneut aufs Vorschiff und an den Mast und das Großsegel runtergezerrt. Das ist hölle anstrengend, dass müssen wir zukünftig besser machen.
Anleger
Wieder durch den Kanal, an den Imocas vorbei und zu unserem Steg. Schiff stillhalten und langsam auf den Steg treiben lassen. Perfekter Anleger, wir sind stolz. Es gibt das erste Anlegebier auf unserer MariaNoa. Wir liegen auf dem Trampolin und tun so als ob wir in der Karibik sind. Noch nicht aber bald. Weltmeere wir kommen!
Das war ja ein prima Ableger für das erste Mal mit der Marianova! Welch eine stolze Yacht. Ich wünsche euch noch viele tolle Ausfahrten bei so blauem Himmel.
Liebe Grüße
Angelika