„Ein Haufen Fliegenschiss!“, „bunte Farbkleckse!“ das ist das, was uns zunächst einfällt, wenn wir auf ein Radarbild schauen.
Um diese undifferenziert wirkende Pünktchenansammlung besser zu verstehen, hatte ich über den www.dsv.org bei der www.yachtschule-meridian.de das Seminar Radar-Praxis für Sportbootskipper gebucht. Es musste doch möglich sein, dieser archaisch anmutenden Technik etwas zielführendes abzugewinnen. Der eintägige Kurs fand morgens in der Yachtschule in der Nähe der Hamburger Elbbrücken und nachmittags auf der „Biskaya“, die im Harburger Sportboothafen vertäut liegt, statt.
Theorie
Im Theorieteil lernten wir nicht nur dass der Begriff RADAR für RAdio Detecting And Ranging steht und das erste Mal 1905 von dem deutschen Hochfrequenztechniker Christian Hülsmeyer patentiert wurde, sondern auch dass es sich um elektromagnetische Wellen in Lichtgeschwindigkeit 300.000 km/sec handelt und die Qualität des Radarimpulses von den Rückstrahleigenschaften des Radarzieles wie Größe, Form, Winkel, Materialität und Oberflächenbeschaffenheit sowie der Höhe des Radarstandortes und seinem Abstrahlwinkel abhängt. Es gibt generell drei Radarverfahren: den Impuls-Radar, den Impulskompressions-Radar und den s.g. FMCW-Radar.
Während beim Impuls-Radar noch das Magnetron etwa 2 Minuten auf Betriebstemperatur gebracht wird, ist das Impulskompressions-Radar und das FMCW-Radar durch die verwendete Halbleitertechnik sofort nach dem Einschalten der Anlage betriebsbereit. Um das Radarbild – „Ein Haufen Fliegenschiss!“, „bunte Farbkleckse!“ – zu optimieren, kann die Verstärkung (Gain) geregelt, mit der Nachechodämpfung / Seegangsenttrübung Echos im Nahbereich gedämpft und mit der Regenenttrübung nicht mehr erkennbare Echos sichtbar gemacht werden.
Praxis
Nachmittags fuhren wir mit den Autos in den Harburger Sportboothafen um an Bord der Biskaya auf der Süderelbe sowohl eine Impuls-Radaranlage als auch eine Impulskompressions-Radaranlage auszuprobieren und zu vergleichen. Dank des sich eintrübenden Wetters, sprich des einsetzenden Dauerregens, konnten wir an beiden Geräten insbesondere die Regenenttrübung perfekt ausprobieren. Durch Überlagern der Echos mit den Umgebungskarten war die Präzision perfekt beurteilbar – oder besser die mangelnde Präzision.
Trotz der Schulung und den ersten Übungen bleibt der Eindruck einer archaischen aus der Zeit gefallenen Technik. Sich allein an ihr zu orientieren, bleibt ein Vabanquespiel. Üben, üben, üben heißt hier, wie bei so vielen Dingen im Leben, die Devise. Zur Präzision des Radarbildes trägt im Wesentlichen die physische Länge des Radarbalkens bei. Auf einem Segelschiff ist es wegen der herumfliegenden Fallen, Schoten und Leinen immer notwendig, den Radarbalken in einem runden Dom zu schützen. Deshalb ist die Länge und damit die Qualität des Radarbildes limitiert.
Rèsumè
Auf unserer Lagoon 40 wird eine B&G Halo 20+ eine Impulskompressions-Radaranlage montiert sein. Aktuelle Technik – alles gut! Ich sehe die Anwendung einmal nachts bei langen Passagen, um vor sich von hinten nähernden Squalls gewarnt zu werden und bei Nebel, um eine zusätzliche Warnung vor den berühmten Fischerbooten mit ausgeschaltetem AIS zu haben. Schaun wir mal!